Scheuer: Arbeitslosigkeit kann jeden treffen
Arbeitslosigkeit kann jeden treffen, hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer in einem Geleitwort zur Feiereinladung "30 Jahre Bischöfliche Arbeitslosenstiftung" am kommenden 17. Oktober in der oberösterreichischen Landeshauptstadt betont. In dem Geleitwort äußert sich auch Sozialminister Alois Stöger.
Gute Ausbildung, Flexibilität und Berufserfahrung seien keine Garantie mehr für eine Arbeitsstelle, so Scheuer: "In den Betrieben und in der Arbeitswelt erleben wir Verunsicherung, Angst den Arbeitsplatz zu verlieren, nicht schnell genug oder gut genug gebildet zu sein."
Die Katholische Soziallehre betone das Menschenrecht auf "gute Arbeit" ("Decent Work"). "Gute Arbeit umfasst neben einem gesicherten und ausreichenden Einkommen sowie einem dauerhaften Arbeitsplatz, eine Reihe qualitativer Aspekte. Dazu gehören vor allem der Schutz vor Leistungsüberforderung und einem nachhaltigen Umgang mit der menschlichen Leistungsfähigkeit, eine lernförderliche und alterns-gerechte Arbeitsgestaltung sowie ein ganzheitlicher und auf Prävention orientierter Arbeits- und Gesundheitsschutz", präzisiert der Bischof. Wenn Arbeit Menschen ausbeute, wenn Arbeitsbedingungen das Leben und die Natur nicht achteten, sei sie mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.
Aufgabe von Politik und Gesellschaft sei es, "anständige Rahmenbedingungen zu schaffen", schreibt der Linzer Bischof. Diese seien notwendig, "um Verletzungen von Selbstachtung und Menschenwürde am Arbeitsplatz und in den vielen Facetten der Arbeitslosigkeit keinen Nährboden zu geben".
Sozialminister Stöger hebt hervor, dass Arbeit der ausschlaggebende Faktor für ein selbstbestimmtes Leben und der beste Schutz vor Armutsgefährdung sei. Zwar bestätigten sinkende Arbeitslosigkeit und positive Konjunkturprognosen eine Trendwende am Arbeitsmarkt, dennoch könnten noch nicht alle Bevölkerungsgruppen von diesem Aufschwung profitieren. "Genau das müssen wir durch gezielte Arbeitsmarktpolitik ändern", so Stöger.
Dem Sozialminister zufolge brauche es neuer Ansätze, um jene Bevölkerungsgruppen zu unterstützen, die vor besonderen Herausforderungen stehen. "Derzeit betrifft das insbesondere Menschen der Generation 50+, die - entgegen der positiven Gesamt-entwicklung - mit steigender Arbeitslosigkeit konfrontiert sind. Unser Ziel ist es, die Langzeitarbeitslosigkeit in dieser Gruppe zu halbieren."
Dazu sei einerseits die "Aktion 20.000" gestartet worden, andererseits werde mit zusätzlichen Arbeitsplätzen in Gemeinden, gemeindenahen Bereichen und gemeinnützigen Organisationen über 50-Jährigen, die seit über einem Jahr auf Arbeitssuche sind, "eine neue Perspektive durch sinnstiftende Jobs mit gesellschaftlichem Mehrwert" gegeben. Umgesetzt könne das werden u.a. durch die Zusammenarbeit mit sozialen Organisationen wie der Bischöflichen Arbeitslosenstitung.
Der Festakt zum Stiftungsjubiläum findet am Dienstag, 17. Oktober, 13 Uhr, im Pfarrzentrum Marcel Callo, Schörgenhubstraße 39, in Linz-Auwiesen, statt. Auf dem Programm stehen u.a. ein Dialog von Bischof Scheuer und Minister Stöger, eine Gesprächsrunde mit Altlandeshauptmann Josef Pühringer, Landesrätin Birgit Gerstorfer, AMS-Geschäftsführer Gerhard Straßer, Bürgermeister Klaus Luger und Altbischof Maximilian Aichern sowie ein von Jugendlichen entwickeltes Theaterstück.
Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz wurde 1987 gegründet. Mit mehr als 3,0 Millionen Euro konnte sie seither arbeitslose Menschen durch Beratung, Beihilfen und Darlehen - in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen in OÖ - unterstützen. Die Stiftung hat ein Personalservice ("JONA"), das bereits 360 Menschen beschäftigte, ein Ausbildungsprogramm (bisher 126 Teilnehmer) sowie eine Jugendprojekt ("JU-CAN"), das bisher 130 Jugendlichen berufliche Perspektiven vermittelte. (Infos: www.arbeitslosenstiftung.at)
Quelle: kathpress