NGO-Allianz fordert mehr Mittel für Schutz vor Gewalt an Frauen
Die NGO-Allianz "Gewaltfrei leben" hat eine Aufstockung des Budgets für den Schutz vor Gewalt an Frauen gefordert. In Österreich sei jede fünfte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Schätzungsweise kämen jährlich 20 bis 25 Frauen durch ihre eigenen (Ex-)Partner oder Familienmitglieder ums Leben, hieß es am Montag in einer Stellungnahme des Bündnisses mit mehreren kirchlichen Organisationen. Gestützt werden die Forderungen auf einen jüngst vom Europarat-Expertinnenkomitee "GREVIO" veröffentlichten Prüfbericht, in dem die Umsetzung der Istanbul-Konvention zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Österreich evaluiert worden ist.
Den alarmierenden Zahlen stünden viel zu geringe Investitionen in allen Ressorts für die Prävention von Gewalt an Frauen und häuslicher Gewalt gegenüber, so die aus 30 NGOs bestehende Allianz. Aktuell verfüge das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen lediglich über ein Budget von zehn Millionen Euro; um 200 Millionen Euro zu wenig, geht es nach den NGOs.
Das Thema werde von der Strafjustiz außerdem nicht genügend ernst genommen. Es müsse systematische und koordinierte Maßnahmen zur Gefährlichkeitseinschätzung geben. Durch die Verhängung von Untersuchungshaft könne das Risiko der Tatbegehung verringert werden. Sichergestellt werden müsse, dass Täter strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Die dringende Empfehlung von GREVIO umfasse es, verpflichtende Schulungen zum Thema Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in die Ausbildungen angehender Richter und Staatsanwälte zu integrieren.
Um Frauen und Mädchen besser vor Gewalt zu schützen, bedürfe es außerdem einer umfangreichen und langfristig angelegten Gesamtstrategie, die in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in Form eines "umfassenden Nationalen Aktionsplan" erarbeitet werden solle, so die Allianz.
Gewaltschutz dürfe zudem auch nicht an einen bestimmten Aufenthaltsstatus geknüpft sein. Migrantinnen hätten hier spezielle Hürden vor sich - so gebe es verbreitet Angst vor Behörden, unterschiedliche Aufnahmebedingungen bei Frauenhäusern in den Bundesländern sowie Rückkehrbefürchtungen der Frauen sogar im Fall einer erfolgreichen Trennung vom Gefährder.
Gewalt sei die extremste Ausdrucksform der ungleichen Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen, sie sei ein weltweites, gesamtgesellschaftliches Phänomen - quer durch alle Gesellschaftsschichten und quer durch alle Milieus, hieß es in der Stellungnahme weiter. Gewalt innerhalb der Familie sei weder eine "Familientragödie", noch handle es sich dabei um "Einzelfälle" oder "Beziehungsdramen", wie oft suggeriert werde.
Der Allianz gehören 30 österreichische NGOs an - darunter die Caritas, die Katholische Frauenbewegung, die Katholische Jugend und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt und Wien.
Quelle: kathpress