Glettler-Ernennung für Superintendenten "Signal der Öffnung"
Der lutherische Superintendent von Tirol (und Salzburg), Olivier Dantine, sieht in der Ernennung von Hermann Gletter zum Innsbrucker Bischof ein "Signal der Öffnung". In einem Gastkommentar in der "Tiroler Tageszeitung" (Montag) erhofft er sich in Folge auch Fortschritte in der Ökumene. "Es ist Zeit für eine Bestandsaufnahme, bei der eines deutlich wird: Katholische und evangelische Christen verbindet weit mehr, als sie trennt, und trotzdem ist noch ein weiter Weg zu gehen", so Dantine wörtlich.
Neben theologischen Gesprächen habe es schon eine Reihe von bedeutsamen Versöhnungsgesten auf kirchenleitender Ebene gegeben, so der Superintendent. Und er verweist auch auf die "denkwürdige Begegnung" zwischen Papst Franziskus und Vertretern des Lutherischen Weltbundes am Reformationstag 2016 (31. Oktober) im schwedischen Lund. In symbolischen Gesten und Handlungen sei deutlich geworden: "Es war eine Begegnung auf Augenhöhe."
Dennoch seien nach wie vor unterschiedliche Geschwindigkeiten in der Ökumene zwischen Kirchenleitung und Basis zu beobachten. In vielen Pfarrgemeinden, gerade in jenen, wo Gemeinden unterschiedlicher Konfession in unmittelbarer Nachbarschaft liegen, gebe es seit Jahrzehnten rege Kontakte. Sie würden ihren Ausdruck etwa in regelmäßigen ökumenischen Gottesdiensten oder in gemeinsamen Sitzungen von katholischem Pfarrgemeinderat und evangelischem Presbyterium finden. Wie stark die Zusammenarbeit ist, hänge in der Regel von den handelnden Personen ab, so Dantine: "Es verwundert nicht, dass die Ökumene dort besonders gut funktioniert, wo Mitglieder und Mitarbeiter aus beiden Kirchen einander auch als Menschen nähergekommen sind."
Besonders vorangetrieben werde die Ökumene von konfessionsverbindenden Ehepaaren. "Sie sind es ja auch, die am ehesten unter der Trennung der Kirchen leiden", betont der Superintendent und weiter: "Ich halte es für wichtig, auf diese Paare zu hören." Er meine damit nicht nur ihre Not mit den schleppenden Fortschritten in der Frage des gemeinsamen Abendmahls, sondern: "Wir täten gut daran, auch von ihren Erfahrungen des Zusammenlebens in der Familie mit unterschiedlichen Konfessionen zu lernen. Wer von ihnen lernt, wird einer Frage nicht ausweichen können: "Sind die Unterschiede in den Lehrmeinungen ausreichend, um eine Trennung am Tisch des Herrn zu rechtfertigen?"
Als wesentlichen Punkt, der die gemeinsame Eucharistie- bzw. Abendmahlfeier zwischen katholischen und evangelischen Christen verhindert, benennt Dantine die Frage der gegenseitigen Anerkennung der kirchlichen Ämter. Vereinfacht gesprochen stelle sich das Problem so dar: Evangelische Pfarrer stünden aus Sicht der römisch-katholischen Kirche nicht in der "Apostolischen Sukzession". Damit sei gemeint, dass die kontinuierliche Weitergabe der Sendung der Apostel durch Jesus an die Amtsträger der Kirche unterbrochen wurde. Weil sie daher keinen Anteil an dieser Sukzession haben, könnten sie auch nicht eine gültige Eucharistiefeier leiten. Aus evangelischer Sicht hänge die Erfüllung des Sendungsauftrages Jesu jedoch nicht von einer lückenlosen Weitergabe von Amtsträger zu Amtsträger ab. Dadurch würden Evangelische keine Notwendigkeit sehen, an der Apostolischen Sukzession im katholischen Sinn teilzuhaben.
Andererseits gebe es von evangelischer Seite ebenfalls eine Anfrage an die katholische Seite, nämlich das Papstamt als höchste Lehrautorität betreffend. Dieses würden die Evangelische nicht anerkennen. Andererseits sei das Papstamt als Amt der Einheit für katholische Christen wesentlich, räumt Dantine ein. Es werde auf katholischer Seite wohl nicht aufgegeben werden können. Wieder andererseits:
Die Art und Weise, wie Papst Franziskus sein Amt ausübt, ist für die Ökumene wiederum sehr interessant: Die dienende Funktion tritt gegenüber allem herrschaftlichen Gehabe deutlich in den Vordergrund.
Diese Fragen zu lösen, werde nicht einfach und es werde auch Phantasie brauchen, um Lösungen zu finden, "die wir uns heute vielleicht noch gar nicht vorstellen können". Jedenfalls wäre es vermessen zu meinen, "dass nur das wirklich werden kann, was wir uns vorstellen können", betont der Superintendent. Fazit: "Die Hoffnung auf weitere Annäherungen lebt."
Quelle: kathpress