Glettler: "Bin Bischof mit gewissem Migrationshintergrund"
Der neue Innsbrucker Bischof Hermann Glettler kommt mit einem gewissen "Migrationshintergrund" in seine Diözese, wie er am Mittwochnachmittag schmunzelnd bei seiner Antritts-Pressekonferenz in Innsbruck sagte. "Es ist mir klar, dass ich mit dem Tirolerisch eine weitere Fremdsprache erlernen muss", sagte der designierte Bischof. Er komme insgesamt als ein Lernender, so Glettler: "Ich muss die Kultur dieses Landes, die Bräuche und Mentalitäten und vor allem die Geschichten und das Leben der Menschen hier 'lernen'." Das werde etwas Zeit brauchen, "aber ich bin sehr neugierig und interessiert".
Einen besonderen Dank sprach Glettler Diözesanadministrator Jakob Bürgler aus. Dieser habe mit seinem Team in den vergangenen 21 Monaten die Diözese "mit Feinfühligkeit und großem Engagement" geleitet. Er wisse, dass diese Zeit des Wartens sehr anstrengend gewesen sei. Nun die Entscheidung gelassen anzunehmen, dass ein Nicht-Tiroler in seiner Diözese zum Bischof ernannt wurde, "zeigt von einer beeindruckenden menschlichen Größe und seiner tiefen geistlichen Verwurzelung" des Diözesanadministrators, so Glettler. Ebenso danken wolle er auch seinen Vorgängern im bischöflichen Amt der Diözese Innsbruck, speziell Bischof Alois Kothgasser und Bischof Manfred Scheuer.
Seine Freude auf die Begegnung mit den Menschen der immer noch jungen Diözese Innsbruck sei groß, "die Freude über das mir anvertraute Bischofsamt braucht noch etwas", sagte Glettler. Der erste Schrecken über die Ernennung sei aber zumindest überwunden. Er hoffe und vertraue darauf, "dass trotz aller menschlichen Aspekte, die in einer derartigen Personalentscheidung eine Rolle spielen, auch Gott seine Hände im Spiel hatte".
Glettler wies darauf hin, dass er in seiner Heimatdiözese Graz-Seckau Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation war. Beide Bereiche seien ihm sehr ans Herz gewachsen. "Eine wirkliche Verkündigung des Evangeliums lässt sich heute nicht leben ohne eine liebevolle Aufmerksamkeit für die Notleidenden unserer Zeit. Das gilt für In- und Ausländer", so der neue Bischof wörtlich.
Es gebe leider in der Gesellschaft und weltweit genügend "Schieflagen, die uns alle herausfordern", wies Glettler weiters hin: "Es ist unser Auftrag aus dem Evangelium, Not zu lindern und Menschen zu einem selbstverantworteten Leben zu befähigen. Darüber hinaus jedoch müssen wir auch Anwälte sein für jene, die an den Rand gedrängt werden. Da brauchen wir als Kirche Feingefühl und Courage." Nachsatz: "Wir sind als Kirche mittendrin und gelegentlich der Gesellschaft auch gegenüber."
"Mitten im und getragen vom Volk Gottes"
"Mitten im und getragen vom Volk Gottes" wolle er ein Hirte sein, "der um das Leben der Menschen Bescheid weiß, der Hilfe, Erfahrungsaustausch und bestimmt gelegentlich auch eine Korrektur braucht", beschrieb Glettler sein Verständnis des Bischofsamtes und weiter: "Dem lebendigen und mit den nötigen Gaben ausgestatteten Volk Gottes werde ich jedoch auch gleichzeitig ein Gegenüber sein. Ermutigend, vorangehend, gegebenenfalls kritisch korrigierend oder einfach mitgehend."
Er habe den Wunsch, dass die Kirche in Tirol noch bewusster die ihr geschenkte Vielfalt wahrnimmt und schätzen lernt. Mit Sicherheit wolle er auch nicht einer Ortskirche vorstehen, "die nur um sich selbst und ihre innerkirchlichen Themen kreist". Er grüße in diesem Zusammenhang ganz besonders auch jene Menschen, die nie einen Bezug zur Kirche hatten, die aufgrund irgendwelcher Enttäuschungen auf Distanz gegangen sind oder für sich einen anderen Weg spiritueller Beheimatung gesucht haben. "Über jede Form einer neuen Begegnung und einer darin gezeigten menschlichen Verbundenheit würde ich mich sehr freuen", sagte Bischof Glettler.
Der designierte Innsbrucker Bischof bekannte sich zugleich zu Offenheit und geschwisterlicher Verbundenheit mit allen anderen christlichen Kirchen im Land: "Ökumene hat in Tirol Tradition. Gerne führe ich das weiter und grüße alle Schwestern und Brüder der anderen christlichen Konfessionen ganz herzlich." Die Kirchen gingen einen gemeinsamen Weg, "im Hören auf das Wort Gottes, im Zeugnis für den einen Herrn Jesus Christus, im Einsatz für eine menschengerechte und solidarische Gesellschaft, in der Sorge um das 'gemeinsame Haus', das auch von den folgenden Generationen noch bewohnbar sein soll".
Von ganz großer Dringlichkeit sei auch die Erweiterung dieser christlichen Ökumene um den Dialog und die Gemeinschaft mit allen nichtchristlichen Religionen, betonte Glettler. Er wolle deshalb in besonderer Weise auch die israelitische Kultusgemeinde und die Muslime grüßen. "Einen belastbaren gesellschaftlichen Frieden wird es in Zukunft nur geben, wenn wir uns als Teil einer großen Menschheit begreifen und das Wohl aller vor Augen haben", so der Bischof.
Quelle: kathpress