Scheuer zum "Sonntag der Völker": Weltkirche wird erlebbar
Durch Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft wird in Österreich Weltkirche erlebbar: Das hat Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt zum "Sonntag der Völker" im Linzer Mariendom hervorgehoben. Die österreichische Ortskirche brauche den lebendigen Austausch mit anderen Ländern und Kontinenten. Es gehe dabei um ein gegenseitiges Geben und Empfangen im Glauben sowie von materiellen Gütern, von Bildung, von Begabungen und Zeit. Scheuer wörtlich: "Katholisch sein bedeutet: Christen unterschiedlichster Kulturen und Traditionen können sich als Schwestern und Brüder im Glauben entdecken. Sie können miteinander erfahren, wie sehr unser Glaube befreien, zu Solidarität inspirieren und die Welt verändern kann."
In der Aussendung der Diözese Linz am Montag ist von einem "bereichernden Miteinander" von Menschen unterschiedlicher Herkunft die Rede. Die Einladung zum Festgottesdienst im Mariendom hatten die Fremdsprachigen Seelsorge der Diözese Linz und die Caritas ausgesprochen, "bunte Vielfalt wurde auch beim anschließenden 'Fest der Völker' auf dem Linzer Domplatz sichtbar". Unter den Teilnehmern war auch László Vencser, Nationaldirektor der Fremdsprachigen Seelsorge und erst jüngst von einem Treffen europäischer Verantwortlicher mit Papst Franziskus zurückgekehrt.
"Minderjährige MigrantInnen - verletzlich und ohne Stimme": Dieses Motto des diesjährigen "Sonntags der Völker" schloss an die Papstbotschaft zum Weltflüchtlingstag vom Jänner 2017 an. Franziskus wies damals darauf hin, dass Minderjährige die verletzlichsten unter den Migranten seien. In seiner Predigt setzte Bischof Scheuer die Situation dieser Gruppe in Bezug zum Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16), die am Tagesende unabhängig von der Arbeitszeit alle den gleichen Lohn erhalten. Gottes Sorge gelte jenen, die zu kurz kommen, so Scheuer. Der Bischof wörtlich: "Jesus geht es um eine größere Gerechtigkeit, die auf das gute Leben zielt. Dazu gehört Empathie für die Voraussetzungen im Leben anderer." Es gehe nicht nur um die "Frage, ob ich das bekomme, was ich fordere oder zu brauchen meine, sondern wie auch die anderen zu einem guten Leben kommen können."
Tirol: Zwölf muttersprachliche Gemeinden
Zwölf muttersprachliche Gemeinden Innsbrucks gestalteten am "Sonntag der Völker" einen stimmungsvollen Gottesdienst im Innsbrucker Jakobsdom mit Liedern, Gebeten und Tänzen aus ihrer Heimat. Anschließend boten die verschiedenen Nationen auf dem Domplatz Speisen und Getränke an. Lieder und Tänze verschiedener Kulturen umrahmten die Agape, berichtete die Tiroler Diözese. Diözesanadministrator Jakob Bürgler betonte in seiner Predigt: "Gerade dann, wenn so wie heute viele unterschiedliche Kulturen beisammen sind, ist es gut, sich die große Herausforderung der Migration und die schier unfassbare Tragödie vieler Migranten vor Augen zu führen, besonders jene der Minderjährigen." Die bittere Erfahrung, nicht gebraucht zu werden, zu nichts nutze zu sein, könne gerade junge Menschen in eine gefährliche Verbitterung führen.
Junge Afghanen spielen Theater
Die Festmesse im St. Pöltner Dom am "Sonntag der Völker" wurde von der kroatischen Gemeinde St. Pölten, dem philippinischen Kulturverein NÖ, nigerianischen Gläubige und einer ungarischstämmigen Band gemeinsam mit dem Koordinator der Fremdsprachigenseelsorge, Sepp Gruber, und Bischofsvikar Gerhard Reitzinger gestaltet. Als besondere Gäste wurden jugendliche unbegleitete Flüchtlinge aus Afghanistan begrüßt, die in ein Caritasprojekt in Herzogenburg eingebunden sind. Gemeinsam mit ihrer Betreuerin Eva Schafranek stellten sie das Theaterprojekt "Shauparak" (Farsi für "Schmetterling") vor, in dem sie seit über einem Jahr mitwirken.
Es erzählt von ihren Erlebnissen der Flucht, der Suche nach einer neuen Heimat und dem Unterwegssein in die Zukunft. Die Kollekte wurde auch für dieses Theaterprojekt gespendet.
Quelle: kathpress