Diözese Graz-Seckau stellt zum 800. Geburtstag Zukunftsfragen
Die Diözese Graz-Seckau beschäftigt sich zu ihrem 800-Jahr--Jubiläum im kommenden Jahr mit Fragen rund um die eigene Zukunft und jene der Gesellschaft. Im Festjahr unter dem Titel "Zukunft säen" wolle man besonders viele Begegnungen ermöglichen und daraus "Schwung" mitnehmen, erklärte Bischof Wilhelm Krautwaschl am Dienstag bei einer Pressekonferenz, in der das umfangreiche Programm präsentiert wurde. Die Geschichte der katholischen Kirche in der Steiermark sei "nicht nur lebendiges Erbe, sondern auch bleibender Auftrag".
Die Vorbereitungen für die Jahrhundertfeier laufen längst auf Hochtouren: 20 diözesane und regionale Projektgruppen sowie über 100 Haupt- und Ehrenamtliche sind daran beteiligt, erklärte der "Weg2018"-Verantwortliche Thomas Bäckenberger. Er gab bereits Einblicke ins Programm: Am 3. Dezember 2017 wird die vollendete Innenrenovierung der Basilika von Seckau - der "Wiege der Diözese" - gefeiert. Höhepunkt ist ein Jubiläumsfest am 23. und 24. Juni 2018 in Graz, Abschluss am 1. September 2018 am Himmelkogel (2.018m) in den Triebener Tauern die Segnung des Jubiläumskreuzes und die Open-Air-Aufführung von Haydns "Schöpfung".
Zu den weiteren Programmpunkten gehören vom Februar bis Mai 2018 Einblicke der steirischen Frauenorden in ihr Klosterleben, ein Symposium über den "Zukunftsraum Liturgie" an der Theologischen Fakultät Graz am 4./5. Mai 2018, besondere Schwerpunkte zur "Langen Nacht der Kirchen" am 25. Mai sowie eine Dankeswallfahrt nach Mariazell. Die Festlichkeiten und Aktivitäten rund um das Jubiläum kosten rund 3,5 Millionen Euro - ein Drittel davon kommt von Land, Stadt Graz und Sponsoren.
Über die punktuellen Ereignisse und Festlichkeiten hinaus widmet sich die Diözese auch noch in weiteren Initiativen ihrer Geschichte und Zukunft. Einen "kreativen Schub an Dialogen und Voneinander-Lern-Prozessen" erhofft sich die Kirche laut Bäckenberger durch eine Bühne, die zwischen April und Juni die acht steirischen Regionen bereist und jeweils acht Tage zum Begegnungsort wird; Lernprozesse sowie neue Allianzen und Kooperationen für das Gemeinwohl über Religionsgrenzen hinaus sollten hier ermöglicht werden. Die Diözese will zudem im Jubiläumsjahr einen sechsstelligen Beitrag in nachhaltig angelegte soziale Initiativen investieren.
Acht Themen, acht Bühnen
Die Vorbereitung habe sich mit der Frage beschäftigt, wie die Glaubensgeschichte der Steiermark geprägt habe - "im Umgang mit Umbruch und Erneuerung, mit Grenzen und dem Fremden, mit Angst, Schicksal und Wunder, mit Schönheit in Kunst, Musik und Ritus, mit Denken und Glauben, mit Reichtum und Armut, mit der Konfliktgeschichte rechter Religion und mit dem Verhältnis von Macht, Kirche und Politik", zählte der Leiter des Kulturzentrums der Minoriten, Johannes Rauchenberger, auf. Dieselben acht Themen würden im Jubiläumsjahr von den acht Regions-Bühnen sowie auch von einer Reihe von Ausstellungen aufgegriffen.
"Heftige Reaktionen" und Skepsis habe in manchen Kreisen die Jubiläumsjahr-Zusammenarbeit der Diözese mit dem Grazer Kunsthaus ausgelöst, berichtete Barbara Steiner, die Leiterin der prominentesten steirischen Kulturadresse. Alle Künstler hätten jedoch positiv bis "euphorisch" auf die Ankündigung die Ausstellung "Glaube Liebe Hoffnung", die im Kunsthaus und im Kulturzentrum der Minoriten vom 13. April bis 30. August 2018 läuft, reagiert. Ihr selbst erscheine angesichts dessen die Kooperation zwischen zeitgenössischer Kunst und katholischer Kirche "notwendiger denn je", sagte Steiner.
Verstärkt wird die inhaltliche Auseinandersetzung durch eine Sujetreihe, die sich an den bei den Themen-Bühnen aufgegriffenen Schwerpunkten orientiert und an die Betrachter offene Fragen stellt: "Was würdest du morgen zurücklassen?", heißt es auf einem der grafisch gestalteten Plakate etwa, oder: "Wer hat die richtige Religion?" und: "Wie viel Macht hat eine schwache Kirche?" Auch Fragen über den Sinn von Grenzen, über Ängste oder über Werte und Bildung werden thematisiert.
Beteiligung aller an Konsultation erwünscht
In Sachen Kirchenentwicklung seien in der Diözese Graz-Seckau derzeit zwei Fragen zentral, verdeutlichte Generalvikar Erich Linhardt: "Was braucht es in Zukunft, damit die Botschaft Jesu Christi für Menschen wieder an Relevanz gewinnt?, und: Wie muss eine Gestalt der Kirche der Zukunft aussehen, damit sie wieder mehr Bedeutung für die Menschen bekommt?" Die Diözese habe auf Basis dieser Fragen ein Zukunftsbild entworfen, das dieser Tage auf der Pfarrerwoche vorgestellt wurde. An der Konsultation dieses "Ausrichtungspapiers" können nicht nur diözesane Gremien und Einrichtungen, sondern alle Interessierte - über die Diözesanhomepage - teilnehmen, hob Linhardt hervor. ( Online-Fragebogen)
Die Diözese Graz-Seckau geht zurück auf das obersteirische Bistum Seckau, das 1218 vom Erzbistum Salzburg aus gegründet wurde. 1786 wechselte der Bischofssitz in die Landeshauptstadt Graz. Das Diözesangebiet umfasst im Wesentlichen das Bundesland Steiermark. 826.543 Katholiken (Stand: 2016) leben in den 388 Pfarren der Diözese, in denen u.a. 451 Priester, 77 ständige Diakone und 168 Pastoralassistenten tätig sind.
Webtipp: www.800-jahre-graz-seckau.at
Quelle: Kathpress