OSZE-Expertin: Religionen müssen bei Frauenrechten kooperieren
Alle Religionsgemeinschaften haben in ihrer Theologie Ansätze, um die Gleichberechtigung der Frau zu fördern: Das hat die Wiener Sozialethikerin Ingeborg Gabriel am Donnerstag bei der Menschenrechtskonferenz der OSZE in Warschau in Form einen Video-Botschaft dargelegt. Diese gemeinsamen Ressourcen quer über die verschiedenen Glaubenszugänge hinweg könnte dabei helfen, interreligiöse Frauenallianzen zu bilden und gemeinsam für das Anliegen einzutreten, so die persönliche Vertreterin des derzeitigen OSZE-Vorsitzenden im Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, mit Fokus auf Intoleranz und Diskriminierung von Christen und Mitgliedern anderer Religionen.
Mehr interkulturelle und interreligiöse Dialoge über Frauen-relevante Themen - mit Beteiligung von Frauen und Männern - seien nötig, forderte Gabriel im Blick auf den OSZE-Workshop, der sich mit der Religionsfreiheit und Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzte. Wichtig sei dabei, dass derartige Gespräche auf allen sozialen Ebenen geschähen und nicht nur auf höchster, wo in den Religionen Männer meist überrepräsentiert seien. Klarstellen müsse man zudem, dass Gewalt gegen Frauen nie von traditionellen oder religiösen Werten unterstützt werden dürfe. Die OSZE könne dabei nach den Vorstellungen der Sozialethikerin eine Schlüsselrolle spielen.
Auch innerhalb der Religionsgemeinschaften würden Frauen oftmals diskriminiert, "gesetzlich und gesellschaftlich", stellte die Expertin fest: "Dass Frauen den Männern untergeordnet sind, war überall und zu allen Zeiten der Geschichte ein Dogma, ungeachtet anderer kultureller Unterschiede." Die Menschenrechte, die "nicht verhandelbar" seien, würden hierin jedoch einen anderen Zugang gebieten. Die für einen Wandel nötige Empanzipation brauche einen langen Atem und ernsthaften Einsatz sowohl von Frauen als auch Männern, besonders in Religionsgemeinschaften, "die auf Veränderungen der Frauenrechte mit einem fundamentalistischen 'Nein' reagieren". Gabriel: "Frauen müssen frei entscheiden können, wie sie sich in der Gesellschaft und in ihren religiösen Gemeinschaften beteiligen wollen".
Rahmen der Äußerung war das Implementierungstreffen zur menschlichen Dimension, das als größte jährliche Menschenrechtskonferenz Europas gilt und vom OSZE-Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) organisiert wird. Hunderte Regierungsvertreter, internationale Experten, Vertreter der Zivilgesellschaft und Menschenrechtsaktivisten machen sich dabei zwei Wochen lang ein Bild von den Verpflichtungen der OSZE-Teilnehmerstaaten in der menschlichen Dimension und diskutieren über Entwicklungen in Sachen Demokratie, Menschenrechte sowie Grundfreiheiten.
Quelle: kathpress