Kardinal Schönborn: Traum vom vollkommenen Menschen ist eine Lüge
Behinderung ist nach den Worten von Kardinal Christoph Schönborn "Teil jeden Menschenlebens". Jedem Menschen gegenüber sei ein "Ja" nötig, denn "auch ich kann eines Tages dieses Ja brauchen", betonte der Wiener Erzbischof in seiner Freitags-Kolumne in der U-Bahn-Zeitung "Heute". Problematisch sei deshalb das heute gängige Perfektionsdenken: "Der Traum vom vollkommenen Menschen ist eine Lüge", stellte Schönborn klar.
Anlass für die Äußerung des Kardinals ist der am Freitag in mehreren österreichischen Kinos anlaufende neue Dokumentarfilm "Die dritte Option" über Schwangerschaftsabbrüche bei vermuteter Behinderung. Es sei ein Verdienst, das Tabu-Thema ehrlich und offen zu behandeln, lobte Schönborn den Filmemacher Thomas Fürhapter.
Zwar mache es der technische Fortschritt der Medizin möglich, dass Schwangere viel mehr über ihr Kind wissen, als das früher möglich war. Mit den Folgen dieses Wissens würden die Betroffenen jedoch meist allein gelassen. "Entscheidet sie sich für das behinderte Kind, muss sie hören: 'Haben Sie das nicht gewusst?' Wer sich gegen das behinderte Kind entscheidet, lebt mit dem Vorwurf, egoistisch zu sein. Wer die Untersuchung verweigert, gilt als verantwortungslos", umschrieb der Kardinal das Dilemma.
Quelle: kathpress