Kräutler: "Rosenkranz hilft mir durch schwere Zeiten"
Er gilt als streitbarer Kirchenmann, der sich in Fragen der Menschenrechte, der skrupellosen Ausbeutung Amazoniens wie auch in Kirchenthemen kein Blatt vor den Mund nimmt: "Dom" Erwin Kräutler, seit über 50 Jahren in Brasilien tätig und früherer Bischof der flächenmäßig größten brasilianischen Diözese Xingu. Sein Einsatz vor allem für die indigene Bevölkerung Brasiliens hat ihm mächtige Feinde beschert. Seit 2006 steht der Kirchenmann wegen Morddrohungen unter Polizeischutz. Eine "Katastrophe", die "mich damals fast depressiv" werden ließ, weil "meine Freiheit total eingeschränkt" war. Was ihm immer wieder aus tiefen Löchern helfe, sei der Rosenkranz, so Kräutler am Samstag bei der Maria-Namen-Feier im Stephansdom.
Von seinem Weg abgebracht haben ihn die Morddrohungen nicht. Bis heute gilt der Polizeischutz - "wenn ich wieder in Brasilien lande, erwarten mich zwei Polizisten" - und bis heute setzt sich Kräutler für die indigene Bevölkerung in Brasilien ein. Ein Engagement, das dringend notwendig sei, denn in Brasilien "leben wir in einer Zeit, die ich nie so erwartet hätte". Mittlerweile sein zwar die Rechte der indigenen Bevölkerung in der brasilianischen Verfassung verankert, "leider Gottes gibt es aber Kräfte und Mächte, die gegen die Indios arbeiten und ihre Rechte wieder auslöschen wollen".
Erst vor ein paar Wochen habe der aktuelle brasilianische Präsident verfügt, ein Gebiet so große wie Dänemark, in dem Indios leben, für multinationale Gesellschaften freizugeben. "Damit ist der physische und kulturelle Tod der indigenen Bevölkerung bescheinigt und beschlossen", so Kräutler. Einmal mehr übte Kräutler auch Kritik am geplanten Wasserkraftwerk Belo Monte. Damit werde nicht nur ein Projekt zur Energiegewinnung angestrebt, "da bleibt auch ein ganzes Volk auf der Strecke".
Sein Leben sei immer ein Auf und Ab gewesen; was ihm immer wieder helfe, schwere Zeiten durchzustehen, sei das Rosenkranz-Gebet. Mit elf Jahren trat er der Bewegung "Rosenkranz-Sühnekreuzzug" bei. Kräutler erwähnte etwa den Tod eines seiner Mitbrüder bei einem Autounfall, die Ermordung eines Mitbruders und einer Ordensfrau in Brasilien aber auch die immer wieder vorgebrachten Morddrohungen gegen ihn.
Eine wichtige Rolle spiele der Rosenkranz auch in vielen brasilianischen Gemeinden. "Das ist oft das einzige Gebet das sie kennen." In der Praxis werde an Samstagen der Rosenkranz gebetet und am Sonntag ein Wortgottesdienst gehalten. Eine richtige Messe feiern viele brasilianischen Gemeinden nur selten. Grund dafür sei der Priestermangel in dem südamerikanischen Land. "Wir haben 800 Gemeinden und nur 30 Priester", so der frühere Bischof der Diözese Xingu.
Quelle: kathpress