Vorarlberg: Kirche sucht Wege aus religiöser Sprachlosigkeit
Religiöse Sprachlosigkeit muss nicht sein - eine verständlichere Sprache, mit der Glaube und Religion vermittelt werden können, ist möglich. Das setzt mitunter aber auch ein "achtsames Schweigen" und Hinhören auf die Mitmenschen voraus, so der Tenor des Herbstsymposions der Diözese Feldkirch, das dieser Tage im Bildungshaus St. Arbogast in Götzis stattfand, wie die Diözese Feldkirch am Donnerstag mitteilte. An dem mehrtägigen Symposion nahmen rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese teil - allen voran Bischof Benno Elbs, Altbischof Elmar Fischer und Pastoralamtsleiter Martin Fenkart.
Nur wer eine Sache richtig verstanden hat, sie sich wirklich angeeignet, kann und soll sie auch weitergeben, so der Wiener Theologe und Medizinethiker Prof. Matthias Beck in seinen Ausführungen. Dem immer wieder neuen Fragen komme dabei eine entscheidende Rolle zu, schließlich sei das Spiel von Frage und Antwort ein Grundprinzip menschlichen Daseins und damit auch wesentlicher Antrieb der Religion: "Woher kommen wir, wohin gehen wir, wozu sind wir hier?" Diese Fragen seien auch im Jahr 2017 die gleichen wie seit jeher, so Beck.
Die Theologin Ursula Rapp von der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Edith Stein in Salzburg warnte freilich vor vorschnellen einfachen Antworten. Es gelte zu lernen, das Uneindeutige, Ungefähre und Unfassbare zuzulassen, so Rapp - am einfachsten in der Auseinandersetzung mit der Bibel. Deren Texte seien oft ambivalent und regelrecht unverständlich - was sie von populärer Ratgeberliteratur unterscheide. "Ein 'So geht's' gibt es in der Bibel nicht. Sie nimmt uns unsere eigene Verantwortung nicht ab", unterstrich Rapp. Das mache ihre Lektüre zwar anstrengend, aber eben auch bereichernd. "Die Texte erfordern eine 'Gastfreundlichkeit gegenüber der Unsicherheit", formulierte es die Theologin.
Augustin Jagg, Intendant des Theater Kosmos, ermutigte die kirchlichen Mitarbeiter, keine Angst vor Fehlern in der Kommunikation bzw. im Reden von Gott zu haben und es einfach einmal auszuprobieren, "anders" über Gott, die Welt und das Leben zu sprechen. Jagg zitierte Samuel Beckett, von dem der Rat stammt: "Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better" - "Versuch' es - scheitere - macht nichts - versuch's nochmal - scheitere wieder - scheitere besser."
Auf die Sprache bzw. das Sprechen als Grundbedingung menschlicher Existenz ging die Vorarlberger Psychologin, Theologin und Pädagogin Prof. Helga Kohler-Spiegel in ihren Ausführungen ein. Kinder, die zwar gefüttert, aber nicht angesehen, nicht berührt und nicht angesprochen werden, würden sterben. Jeder Mensch in jedem Lebensalter wolle wahrgenommen, berührt und adressiert werden, um sich angenommen und zugehörig zu fühlen.
Das Herbstsymposion war eine gemeinsame Veranstaltung der Diözese Feldkirch, der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein und des Bildungshauses St. Arbogast.
Quelle: kathpress