Umweltaktivistin: "Schöpfungszeit" braucht konkretes Handeln
"Die von den Kirchen derzeit begangene Schöpfungszeit darf sich nicht auf liturgische Feiern beschränken, sondern braucht das konkrete Handeln der Christen." Das unterstrich Isolde Schönstein, Vorsitzende der ARGE Schöpfungsverantwortung, im Interview mit Kathpress im Blick auf die von 1. September bis 4. Oktober stattfindende ökumenische Schöpfungszeit. Wie das gelingen könne, darüber gibt ein Leitfaden der ARGE mit dem Titel "Impulse für eine nachhaltige Lebenspraxis" konkrete Empfehlungen. Er richtet sich an Pfarren, kirchliche Institutionen, wie auch an Einzelpersonen. Die Rückmeldungen seien "sehr positiv", so die Leiterin der christlichen Umweltbewegung.
Schönstein erinnerte daran, dass die Einführung der ökumenischen Schöpfungszeit nicht zuletzt durch das Mitwirken der ARGE Schöpfungsverantwortung gelungen sei. Als Mitbegründerin des Europäischen Christlichen Umweltnetzwerkes (ECEN) habe sie sich schon 1997 für die Etablierung einer Schöpfungszeit eingesetzt, führte Schönstein weiter aus. Zehn Jahre später sei es dann bei der III. Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu/Rumänien gelungen, dass die christlichen Kirchen sich auf die Einführung der Schöpfungszeit im Zeitraum von 1. September bis 4. Oktober geeinigt haben. Seither sei das Bewusstsein in den Kirchen um das Thema Schöpfungsverantwortung deutlich gestiegen, nicht zuletzt durch Papst Franziskus. Schönstein: "Für den starken Rückenwind durch die Enzyklika 'Laudato si' sind wir sehr dankbar."
Der von der ARGE erarbeitete Leitfaden will laut Schönstein Impulse für die Schöpfungszeit und "Handlungsschritte in Generationenverantwortung" geben. Er behandelt die Bereiche Einkauf/Ernährung, Abfall, Leben in und mit der Natur, Zivilcourage, Freizeit/Reisen/Mobilität, Geldanlagen, Wasser und Energie/Elektronikgeräte. Auf der Website der ARGE Schöpfungsverantwortung können Interessierte außerdem ein kostenloses Dossier zur Schöpfungszeit herunterladen, das die Schwerpunkte Klima, Kinder, Wasser und Boden/Landwirtschaft anhand von Expertenartikeln näher erläutert.
25 Jahre kirchliche Umweltarbeit
Im Blick auf das Wirken der ARGE Schöpfungsverantwortung, die vor 25 Jahren gegründet wurde, sagte Schönstein, dass über die Jahre zahlreiche Kontakte, vor allem zu Pfarren und zur kirchlichen Basis, geknüpft werden konnten. "Die ökumenische Offenheit und das intensive Gespräch mit Wissenschaftlern war und ist uns immer ein großes Anliegen und zeichnet uns aus", so Schönstein. Besonders erfreulich sei das grenzüberschreitende Engagement. Als sehr gelungenes Beispiel nannte sie die Kontakte der ARGE mit Weißrussland. Die große Zahl der Newsletter-Bezieher und die Nutzung der Internetseite der ARGE für Information und Beratung aus erster Hand mache es heute leichter als noch vor Jahren, sich zu vernetzen.
Im Laufe der Zeit musste die ARGE laut Isolde Schönstein so manches Hindernis überwinden. Immer wieder mangle es außerdem an finanziellen Mitteln, momentan auch an einem Büro. Dennoch wird sich die Gruppe weiterhin für die Umwelt stark machen. "Wir werden nicht kapitulieren", so Schönstein, weil sich die harte Arbeit lohne. Die von der ARGE jährlich vorbereitet und gut besuchte ökumenische Schöpfungsvesper am 1. September zeige das Interesse der Menschen am Umweltschutz.
Die ARGE Schöpfungsverantwortung wurde 1995 von Isolde Schönstein und mehreren engagierte Christen, Theologen und Naturwissenschaftlern gegründet. Fünf Jahre lang baute die ARGE die kirchliche Umweltarbeit im Auftrag der Bischofskonferenz in Österreich mit auf, bis 2000 das diesbezügliche Übereinkommen aufgelöst wurde. Seither ist die ARGE nach eigenen Angaben als unabhängige, fraziskanisch-orientierte "Öko-Soziale Bewegung in der Katholischen Kirche" tätig. Ihr Leitspruch lautet: "Was zählt ist die Tat."
(Infos: www.argeschoepfung.at)
Quelle: kathpress