Papstbesuch in Kolumbien: Ordensleute hoffen auf Friedensimpuls
Der Friede in Kolumbien ist nach wie vor in Gefahr. Das betont P. Emigdio Cuesta Pino, Provinzial der Steyler Missionare in Kolumbien und Venezuela, im Interview mit der Kooperationsredaktion der heimischen Kirchenzeitungen. Zum einen sei ein Friedensprozess nach einem 50-jährigen Bürgerkrieg mit rund 300.000 Toten eine langwierige Angelegenheit, zum anderen würden im Land noch zahlreiche gravierende soziale und ökonomische Probleme auf ihre Lösung warten, so der Ordensmann.
Er äußerte sich angesichts des Besuchs von Papst Franziskus in Kolumbien, der heute startet und bis 11. September dauert: "Es wäre wunderbar, würde der Friedensprozess wie bisher fortgesetzt. Es gibt im Land aber auch Menschen, die gegen diese Aussöhnung sind", so P. Cuesta wörtlich. Er gehe davon aus, "dass uns der Papst zum Frieden ermutigen wird".
Der Papst hatte den Besuch an die Ratifizierung des Friedensabkommens zwischen der Regierung und den linksgerichteten FARC-Guerillas geknüpft. Deren Entwaffnung ist abgeschlossen, weniger weit ist man allerdings mit der Guerilla-Gruppe ELN. Hier gibt es einen Waffenstillstand, aber noch keinen Frieden. P. Cuesta dazu: "Es geht voran, aber langsam. Einerseits spielen hier viele Faktoren hinein: politische, soziale und wirtschaftliche. Andererseits müssen die Friedensbestrebungen nach Jahrzehnten der Kämpfe erst nach und nach in den Herzen und Köpfen ankommen."
Wie der Steyler-Provinzial betont, habe Kolumbien noch größere Schwierigkeiten als den Konflikt mit FARC und ELN: "Wir haben viele soziale Probleme, besonders aufgrund der vielen Armen, der sozialen Ungerechtigkeit und wirtschaftlicher Ungleichheit. Wir bräuchten bessere Bildung." Es gebe auch eine Kluft zwischen Stadt- und Landbevölkerung und nach wie vor Rassismus gegen die indigene Bevölkerung und den Nachkommen von Sklaven aus Afrika. "Wenn es durch den Friedensprozess gelingt, die Gewalt zu reduzieren, steht die Auseinandersetzung mit den anderen Problemen erst bevor", so P. Cuesta.
Der Besuch des Papstes könne sich für die Entwicklung des Landes sehr positiv auswirken, so der Steyler-Provinzial. Franziskus werde wohl alle Probleme ansprechen: "In Villavicencio trifft er Opfer der Kämpfe mit den Guerillas. In Medellín wird er sich den sozialen Problemen zuwenden und in Bogotá wird es in den Reden wohl auch um Korruption gehen. In Cartagena wird das Thema das reale Leben der Kolumbianer sein.
Kritisch äußerte sich der Ordensmann auch zur Kirche in Kolumbien. Es gebe eine gewisse Spaltung in der Kirche: "Ein Teil ist mit dem aktuellen Friedensprozess mit den FARC nicht einverstanden. Entsprechend dem Evangelium ist aber klar: Als Christen können wir nicht gegen den Friedensprozess sein", so P. Cuesta.
"Papst kommt als Friedensbote"
Ähnlich wie P. Cuesta äußerte sich auch die Salzburger Ordensfrau Sr. Margaretha Moises. Die Franziskanerin, die seit 60 Jahren in Kolumbien lebt, ist langjährige Projektpartnerin von "Sei so frei", der entwicklungspolitischen Aktion der Katholischen Männerbewegung. "Kolumbien befindet sich derzeit in einem schwierigen Friedensprozess. Friede, Vergebung, Verzeihen - Papst Franziskus kommt als Friedensbote, der Trost und Mitleid spendet. Für mich ist seine mitfühlende Liebe zu den ärmsten Menschen das größte Geschenk seines Besuches", wird Sr. Moises in einer Aussendung der Männerbewegung zitiert. Die Vorfreude auf den Besuch sei überall im Land spürbar. Sogar in früheren Konfliktregionen stehe die Aussöhnung im Mittelpunkt, so die Ordensfrau.
Sr. Moises gründete 1980 CEDAL, eine Bildungs- und Kommunikationseinrichtung für Menschen ohne Schulbildung. Als Leiterin der Stiftung "Mutter Herlinde Moises" hat sie für die Kinder in den Armenvierteln am Rande von Cartagena und in Medellin gemeinsam mit "Sei so frei" jeweils einen Kindergarten gebaut. Dort werden die Kinder nicht nur mit Bildung, sondern auch mit Nahrung versorgt. 1998 wurde Sr. Moises für ihr Engagement mit dem Erzbischof Romero-Preis ausgezeichnet, den die Katholische Männerbewegung an Personen vergibt, die sich in besonderer Weise für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen.
Quelle: kathpress