
Wallfahrtskirche Maria Jeutendorf feiert 300-Jahr-Jubiläum
Die Wallfahrtskirche Maria Jeutendorf bei St. Pölten feiert im Rahmen des "Sieben Schmerzen Mariens"-Festes am 16. und 17. September ihr 300-jähriges Jubiläum. Unter dem Motto "Leben im Kloster - vom Servitenkloster zum Karmelitinnenkloster" öffnet das Kloster der Karmelitinnen die Türen. Unter anderem können die Hostienbäckerei und die Ikonenmalwerkstätte besichtigt werden. Weil sich das Kloster selbst erhalten muss, stellen die Ikonen und Hostien eine notwendige Einnahmequelle dar. Die Karmel-Schwestern sind seit 1985 in Maria Jeutendorf. Vorher wirkten seit Ende des 17. Jahrhundert Serviten in dem kleinen Wallfahrtsort.
Den Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten bildet ein "Tag der offenen Türe" im Karmel Maria Jeutendorf am Samstag, 16. September, von 10 bis 17 Uhr. - Normalerweise ist der Karmel für Besucher nicht offen. Die Schwestern des kontemplativen Ordens leben sehr zurückgezogen. Weiters stehen am Nachmittag zwei Kirchenführungen, eine Ausstellung im Pfarrheim sowie Vorträge über die Serviten in Österreich und die Baugeschichte der Wallfahrtskirche auf dem Programm. Am Sonntag findet von vormittags eine Ausstellung im Pfarrheim statt. Um 14 Uhr wird die Festmesse zum Hochfest der "Sieben Schmerzen Mariens" mit Weihbischof Anton Leichtfried gefeiert.
Wechselvolle Geschichte
Die Kirche und das Kloster Jeutendorf verdanken ihre Entstehung Baron Maximilian von Sala. Er entstammte einer oberitalienischen Adelsfamilie und kaufte 1676 das Schloß Jeutendorf. Seine Frau Johanna Dorothea hatte ein Marienbildnis der "Schmerzhaften Muttergottes" von ihrem Vater geerbt. Die Genesung der ältesten Tochter Maria Anna von einer schweren Erkrankung führte der Baron auf die Mutter Gottes bzw. das Bildnis zurück.
Aus Dankbarkeit ließ er zur Verehrung des Bildes 1678 auf dem Hügel gegenüber vom Schloß eine Kapelle errichten. Zur ständigen Betreuung des Gnadenbildes und der Kapelle gründete der Baron ein Servitenkloster. Der Stifterbrief wurde am 1. November 1693 unterzeichnet. Am 5. Oktober 1695 zogen sechs Serviten feierlich in das Kloster ein.
Der Enkel des Stifters, Freiherr Maximilian Franz von Sala, ließ die Kapelle wegen des großen Zustromes an Pilgern 1706 und 1715 erweitern. 1717 wurde der Bau einer Kirche beschlossen. Der Grundstein wurde im Mai des gleichen Jahre gelegt, am 22. August 1718 konnte Propst Michael Führer von St. Pölten drei Altarsteine und die Gruft weihen. 1721 wurde ein Klosterumbau bzw. Erweiterungsbau in Angriff genommen, der im Jahre 1750 abgeschlossen war. 1762/63 kam es zum Zubau des Bibliothek- und Sakristeitraktes durch Matthias Munggenast.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte das Kloster seine Blütezeit. Bis zu 20 Patres lebten im Konvent. Die Lage änderte sich jedoch schlagartig, als Kaiser Joseph II. die Wallfahrt verbot und zahlreiche Klöster aufhob. Dem letzten Besitzer vom Schloß Jeutendorf aus der Familie der Sala, Ferdinand von Sala, einem hohen Staatsbeamten, war es zu verdanken, dass die Serviten in Jeutendorf verbleiben durften.
Im Kriegsjahr 1809 steckten herumstreunende militante Gruppen die Kirche, das Kloster und die Ortschaft in Brand. Der Brand zerstörte den Turm, die Dächer und die Sakristei. Das Kloster erholte sich nur langsam von dieser Katastrophe.
1978 mussten die Serviten aus Mangel an jungen Nachwuchskräften die Kirche und das schon sehr schadhafte Klostergebäude der Diözese St. Pölten abgeben. In der Folge trat der damalige Bischof Franz Zak an die Karmelitinnen von Mariazell mit der Bitte heran, eine Tochtergründung im leerstehenden Servitenkloster vorzunehmen. 1985 zogen schließlich acht Schwestern in das Kloster. (Infos: http://jeutendorf.karmel.at)
Quelle: kathpress