Franziskus lobt vor Kolumbien-Reise Friedensbemühungen
Der Papst hat kurz vor Beginn seiner Kolumbienreise das südamerikanische Land für seine Friedensbemühungen gelobt. "Kolumbien sucht den Frieden und arbeitet dafür seit langer Zeit", sagt Franziskus in einem am Montagabend vom Vatikan veröffentlichten Video. Das Kirchenoberhaupt beginnt seine sechstägige Reise an diesem Mittwoch. Sie steht unter dem Motto "Tun wir den ersten Schritt". Am gleichen Tag hatte sich die Regierung Kolumbiens mit der marxistischen ELN-Guerilla auf einen mehrmonatigen Waffenstillstand ab 1. Oktober geeinigt.
Es gelte immer wieder, dies zu tun - "die ersten sein, die lieben, Brücken bauen, Brüderlichkeit schaffen", erklärt der Papst in seiner Videobotschaft. Die heutige Welt brauche Berater, die auf Frieden und Dialog setzten; auch die Kirche sei gefordert. Dabei gehe es nicht nur um die Versöhnung der Menschen untereinander. Ebenso ruft Franziskus zu einer Versöhnung zwischen Mensch und Umwelt auf. Denn die Schöpfung Gottes werde vom Menschen auf unkontrollierte Weise ausgebeutet.
Zu seiner Reise, die der Vatikan als Pilgerreise deklariert hat, sagt der Papst, er komme als "Pilger von Hoffnung und Frieden", um gemeinsam mit dem Volk den Glauben zu feiern und von der "Nächstenliebe und Hartnäckigkeit bei der Suche nach Frieden und Harmonie" der Kolumbianer zu lernen. Es sei ihm eine Ehre, ein solch bedeutendes und an Glauben reiches Land zu besuchen.
Durchbruch bei Verhandlungen
Ebenfalls am Montag war bei den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der marxistischen ELN-Guerilla ein Durchbruch gelungen. Beide Seiten einigten sich auf einen Waffenstillstand, der am 1. Oktober beginnen und zunächst 102 Tage dauern soll. Die Vereinten Nationen und die katholische Kirche sollen den Waffenstillstand überwachen und bei Übertretungen Alarm schlagen.
Grund für das Abkommen sei der Wunsch der Verhandlungspartner, die "humanitäre Situation der Bevölkerung zu verbessern", hieß es in einer Stellungnahme vom Montag. Der Verhandlungsführer der Regierung, Juan Camilo Restrepo, erklärte, dies sei "ein bedeutender Schritt", der Vertrauen für die weiteren Gespräche schaffe. ELN-Verhandlungsführer Pablo Beltran sagte der Tageszeitung "El Tiempo", der Erfolg sei vor allem eine Erleichterung für die Bevölkerung, die am meisten unter dem Konflikt leide.
Kolumbiens Regierung und die ELN-Rebellen führen seit Februar in verschiedenen Gesprächsrunden Friedensverhandlungen in Ecuador. Nach Schätzungen der kolumbianischen Behörden verfügt die ELN über eine Truppenstärke von 2.500 Männern und Frauen und ist überwiegend im Osten des Landes aktiv. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen fast 7.000 Morde, ebenso viele Entführungen, 3.000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1.000 Zwangsrekrutierungen auf das Konto der marxistischen Gruppe.
Die ELN wird zugleich für schwere Umweltzerstörungen durch mehr als 1.300 Anschläge auf Öl-Pipelines verantwortlich gemacht. Ende vergangenen Jahres hatte sich die Santos-Regierung nach vierjährigen Verhandlungen bereits auf ein Friedensabkommen mit der größten Guerilla-Bewegung, der FARC, verständigt. In dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Staat und Guerilla starben rund 300.000 Menschen; mehr als sieben Millionen wurden zu Binnenflüchtlingen.
Papst Franziskus wird von Mittwoch bis Sonntag die Hauptstadt Bogota sowie Villavicencio, Medellin und Cartagena besuchen. Zentrales Thema ist der Friedensprozess nach den erfolgreichen Verhandlungen zwischen FARC und der kolumbianischen Regierung. Franziskus ist nach Paul VI. (1968) und Johannes Paul II. (1986) der dritte Papst, der nach Kolumbien kommt. Präsident Santos erklärte am Montag in einer TV-Ansprache, der Papstbesuch komme "in einem einzigartigen Moment unserer Geschichte, in dem wir das Kapitel eines absurden Konfliktes beenden und die Zukunft mit Vorfreunde angehen".
Quelle: kathpress