50.000 Schüler bald in "Ordensschulen ohne Ordensleute"
Österreichweit gibt es 234 Schulen in der Trägerschaft von Orden, die mehr als 50.000 Schüler besuchen. Orden hatten und haben in der österreichischen Bildungslandschaft somit eine "sehr starke Position", zugleich befänden sich die Orden "in einem großen Umbruch", erklärte der Leiter des Bildungsreferats der Ordensgemeinschaften, Rudolf Luftensteiner, in der aktuellen Ausgabe der "Ordensnachrichten" (5/2017) aus Anlass des bevorstehenden Schulbeginns. Durch den Nachwuchsmangel in vielen Gemeinschaften gehe es "in die Richtung von Ordensschulen ohne Ordensleute". Es gelte somit eine Zukunft zu gestalten, "für die wir keine Folie haben", sagte Luftensteiner.
"Die Situation, dass wir Ordensschulen, aber keine Ordensleute haben", sei neu. Viele Aufgaben, die traditionell nur von Ordensleuten geleistet wurden, können nach den Worten des Experten von diesen nicht mehr wahrgenommen werden: "Hier sind wir zur Zeit damit beschäftigt, neue Strukturen und Möglichkeiten zu formen, damit das Angebot von Ordensschulen auch in Zukunft gesichert ist."
Luftensteiner äußerte sich überzeugt, dass Ordensgründer wie Franziskus oder Benedikt auch heute jungen Menschen Herausforderung, Perspektive und Auseinandersetzungsmöglichkeit bieten können. In deren Geist würden die Ordensschulen jedenfalls weitergeführt.
"Es wird kein Einheitsbrei entstehen", versicherte der Verantwortliche, unterschiedliche Ausprägungen, die der Unterschiedlichkeit der Menschen entsprechen, blieben bestehen: "Die einen tendieren mehr zur franziskanischen Grundidee, die stark auf Ökologie und die Frage der Armut ausgerichtet ist, andere begeistern sich mehr für den Leistungsgedanken einer jesuitischen Schule. Und beides braucht es." Er arbeite jeden Tag dafür, dass Ordensschulen eine Zukunft haben, versicherte Luftensteiner. "Denn es ist eine Aufbruchsbewegung und kein Sterbeprozess!"
Bildung mehr als nur Ausbildung
Der Leiter des Bildungsreferats hob in dem Interview den ganzheitlichen Bildungsansatz der Ordensschulen als Plus gegenüber staatlichen Schulen hervor. Die Lehrpläne seien zwar ident. Dennoch sei das Thema Bildung an Ordensschulen durch die Ausrichtung am christlichen Menschenbild "anders konnotiert". Bildung sei mehr als nur Ausbildung, umschrieb Lufteinsteiner die Ordenspädagogik. "Es geht nicht nur um Fertigkeiten und um Wissen, sondern um Qualifizierung und um Kultivierung."
Ohne die Auseinandersetzung mit Fragen nach dem Woher und Wohin des Lebens, nach dessen Sinn und Ziel würde Menschen etwas fehlen. "Und hier meinen wir einen Beitrag leisten zu können, der bei öffentlichen Schulen nicht so stark im Fokus steht, wie es bei uns Standard ist und zur DNA gehört."
Quelle: kathpress