Papst ruft zu Hören auf "Schrei der Erde" auf
Papst Franziskus hat zu mehr Respekt für die Umwelt aufgerufen. Alle, die in besonderer Verantwortung stehen, sollten "den Schrei der Erde und den Schrei der Armen, die am meisten durch Umweltzerstörung betroffen sind, hören", sagte er am Mittwoch bei der Generalaudienz am Petersplatz in Rom. Die Gläubigen aller Religionen lud er zur Teilnahme an der "Schöpfungszeit" ein - einer Aktion, mit der christlichen Kirchen vom 1. September bis 4. Oktober den Blick besonders auf den rücksichtsvollen Umgang mit der Schöpfung lenken und für dieses Anliegen auch beten.
Der Papst kündigte zugleich eine gemeinsame Botschaft für den Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung am Freitag an, die er gemeinsam mit dem weltweiten Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirche, Bartholomaios I., an die Welt richten wolle. Der "grüne Patriarch" von Konstantinopel gilt als profiliertester Kirchenvertreter in Sachen Umweltschutz und gab die Initiative für den Gebetstag.
Auch die nicht-christlichen Religionen rief Vatikan zu gemeinsamem Engagement im Umweltschutz auf. Die Sorge um die Schöpfung könne "die verschiedenen Religionen und Kulturen im Namen neuer Modelle des Zusammenlebens und der Entwicklung vereinen", sagte der Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Bischof Miguel Angel Ayuso Guixot, am Dienstag bei einer interreligiösen Konferenz in Santiago de Chile. Weiter appellierte er an die Religionsvertreter auf, sich sozial sowie politisch für Menschenwürde, Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen.
Soziale Ungleichheit, weltweite Gleichgültigkeit und eine "Wirtschaft, die ausschließt" fördern laut Ayuso politisches und wirtschaftliches Ungleichgewicht sowie soziale Ungerechtigkeit. Diese seien Ursache für Migration. Millionen Menschen würden aufgrund von Kriegen, Gewalt sowie "Klimawandelphänomenen, die Hunger und Mangel auslösen", gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die internationale Gemeinschaft dürfe humanitäre Krisen nicht gleichgültig hinnehmen und sich in Schweigen hüllen.
Wenn die Religionen ihren gegenseitigen Dialog sowie ihren Einsatz für das Allgemeinwohl verstärkten, "können sie eine bedeutende Rolle spielen", so der Bischof. Er forderte konkrete Handlungsvorschläge und Aktionen, die jeden einzelnen sowie auch die internationale Politik einbezögen.
Impuls für neuen Lebensstil
Die mit September startende fünfwöchige Schöpfungszeit findet ihren End- und Höhepunkt am 4. Oktober, dem Fest des Heiligen Franziskus. Seit 2015 ist der bereits davor ökumenisch begangene "Schöpfungstag" am 1. September offiziell als "Weltgebetstag für die Schöpfung" im katholischen Kalender eingetragen. Der Tag sollte in allen Ortskirchen angemessen begangen werden und einen nachhaltigen Lebensstil fördern, betonte Papst Franziskus.
Damit griff der Papst eine Einladung der orthodoxen Kirche auf: Bereits 1989 hatte der damalige Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Dimitrios "die ganze orthodoxe und christliche Welt" eingeladen, am 1. September "zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung". Diese Initiative wurde 1992 von der gesamten Orthodoxen Kirche begrüßt und übernommen, katholische und evangelische Ortskirchen folgten.
Assisi: "Abschied vom Geldgott"
In Assisi startet die Schöpfungszeit mit einem "symbolischen Akt": In der Kirche della Spogliazione erinnern am 1. September die Bischöfe von Assisi und Gubbio, Domenico Sorrentino und Mario Coeccobelli, daran, dass hier der "Umwelt-Heilige" Franz von Assisi als Jugendlicher sein Kriegspferd abgerüstet hat und eine Fußwallfahrt nach Gubbio startete.
Die Wiederholung der Geste soll laut einer Ankündigung im vatikanischen Blogportal sismografo.org auf die dringende Notwendigkeit verweisen, "sich des Geldgottes zu entledigen, der Kriege, Ungleichheit und Klimaveränderungen hervorbringt". Nötig seien Schritte hin zu einer Politik, die auf Dialog und Frieden, menschenwürdige Arbeit und nachhaltige Energie setzt.
Symbolträchtige Aktionen zur Schöpfungszeit finden rund um den Erdball und in verschiedensten christlichen Kirchen statt, wie die zentrale Auflistung der Aktionen auf der Internet-Seite http://it.seasonofcreation.org offenbart. Die ökumenisch und interreligiös ausgerichteten Feiern sollen dabei besonders in Hinblick auf den 500. Jahrestag der Reformation ein "Zeugnis für die Einheit" geben.
Quelle: kathpress