Experte Winkler zieht Positiv-Bilanz zu Lutherjahr
Eine Positiv-Bilanz zum langsam in die Zielgerade einschwenkenden Reformationsjubiläum zieht der Salzburger Ökumene-Experte und Kirchenhistoriker Prof. Dietmar Winkler: "Das Reformationsjahr hat zweifellos viel zum Wachsen des gegenseitigen Vertrauens beigetragen. Mancherorts wuchs aus einem friedvollen Getrennt-Sein und dem bequemen Nebeneinander ein neues Miteinander", bilanziert Winkler in einem Gastbeitrag in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "miteinander". Dieser neue "konfessionelle Paarlauf" sollte "unumkehrbar bleiben", mahnte Winkler. Zugleich dürfe nun jedoch nicht beim Erreichten stehenbleiben, "ohne das Wagnis der letzten Schritte zur Einheit und zur gemeinsamen Eucharistie einzugehen".
Den Ursprung der katholisch-evangelischen Annäherung sieht Winkler im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) begründet. Erst die darin vollzogene ökumenische Öffnung sowie der Aufstieg der kritischen theologischen Wissenschaften hätten "zu einem kompetenteren und differenzierteren Lutherbild auf beiden Seiten beigetragen, das die theologischen Leistungen wertschätzen kann, ohne dabei Schattenseiten zu verleugnen", so Winkler. So sei das Konzil zu einer Initialzündung geworden: "Es gibt eben nicht nur eine Trennungsgeschichte, sondern auch eine Versöhnungsgeschichte".
Elemente dieser "Versöhnungsgeschichte" seien gleichermaßen die erfolgte und mühsam errungene "theologische Verständigung" wie auch die "ökumenische Vertrauensbildung": "Hier hat das Reformationsjubiläum Bedeutendes auf allen Ebenen erzielt". Positive Marksteine seien etwa der Auftakt zum Reformationsjubiläum mit Papst Franziskus und dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Mounib Younan, gewesen. Die dabei verabschiedete gemeinsame Erklärung mit der Erwähnung des Ziels eines gemeinsamen eucharistischen Mahls habe einen "frischen Impuls für die theologische Weiterarbeit" gegeben.
Weitere Marksteine seien der Besuch einer Delegation der Evangelischen Kirche Deutschlands in Rom im Jänner dieses Jahres sowie das Zusammentreffen der Spitzen der österreichischen katholischen Bischofskonferenz mit den Spitzen der lutherischen, reformierten und methodistischen Kirche zu einem Gottesdienst und Studientag im Herbst 2016: "Ein Zeichen gelebter Ökumene", so Winkler.
Katholischerseits sei man sich somit im Laufe des Jahres klar geworden, dass die Reformation "wesentlich zu katholischen Kirche" gehöre, insofern sie "unweigerlich Teil ihrer Geschichte" sei. Zukünftig bleibe es daher die Aufgabe, das "ökumenische Informationsdefizit" sowie "konfessionelle Stereotypen" zu überwinden und auch theologisch in Richtung Eucharistiegemeinschaft voranzuschreiten, so Winklers Aufruf in der Zeitschrift des Canisiuswerkes. (Beitrag von Prof. Winkler im Wortlaut: www.miteinander.at/lutherjahr)
Quelle: kathpress