Ausstellung über Priester und "Mistapostel" Adolf Trientl
Der Geburtstag des Priesters und "Mistapostels" Adolf Trientl vor 200 Jahren ist Anlass für eine Ausstellung in seiner Tiroler Heimat: Im Heimat- und Freilichtmuseum Lehn bei Längenfeld gibt die Schau "Mischt" noch bis Ende Oktober Einblicke in das Wirken des gebürtigen Ötztalers, der als erster Erwachsenenbildner und Landwirtschaftsberater Tirols gilt. Die wegweisenden Zitate Trientls werden dabei - wie es in einer Aussendung der Diözese Innsbruck heißt - durch "materielle Zeitgenossen" ergänzt: Werkzeuge und Einrichtungen sowie Gebäude im Dorf und am Bach seien Teile der damaligen bäuerlichen Kultur gewesen, die der hochgebildete, vielgereiste Priester beschrieb, lobte oder auch kritisierte.
Trientl arbeitete auch mit den Bauern und teilte ihr Leben, berichtete die Diözese Innsbruck weiter: "Oft wurde er angepöbelt, dass er als Priester eine äußerst seltsame Christenlehre verbreite. Es sei doch ganz unter seiner Berufung, dass er sich mit so schmutziger Sache wie Mist und Jauche befasse." Seinen wenig charmanten Namen "Mistapostel", unter dem Trientl in ganz Tirol bekannt ist, hätten ihm seine geistlichen Mitbrüder gegeben, weil sie ihm seinen Ruhm neideten.
"Denkt man bei der Bildung und Erziehung nur an die Knaben, macht man eben nur eine halbe Arbeit": Dieser Ausspruch Trientls belegt seine Überzeugung, dass Mädchen eine ebenso sorgfältige Schulbildung zukommen soll wie Knaben.
Der am 26. August im Ötztal Geborene absolvierte das Gymnasium in Hall, trat 1835 in Graz in den Jesuitenorden ein, wurde zehn Jahre später in Innsbruck Priester und lehrte in einem adeligen Konvikt in Lemberg Mathematik und Physik. Von 1851 bis 1856 war Trientl - inzwischen aus dem Jesuitenorden ausgetreten - Gymnasialprofessor in Feldkirch, danach Kurat in Obergurgl. Von dort aus schrieb er seine ersten landwirtschaftlichen Briefe und durchwanderte ganz Tirol, um sein Wissen weiterzugeben, etwa auch, was Hygiene oder den gesunden Umgang mit Lebens- und Nahrungsmitteln betraf. Vieles davon ist heute noch den Zeitungsbänden seiner Zeit und seiner Autobiographie zu entnehmen.
Eine wichtige Gönnerin war Carolina Augusta, Witwe von Kaiser Franz I. Ab 1871 war Triendl Inhaber eines gut dotierten Benefiziums und damit finanziell sowie geistig unabhängig. Er verstarb am 6. März 1897 in Umhausen. Bereits 1865 war Adolf Trientl mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet worden, 1962 wurde im Innsbrucker Stadtteil Roßau auf Antrag der Tiroler Landeslandwirtschaftskammer eine Gasse nach Trientl benannt. Ebenso erschien auf Anregung von Franz Fischler vor 25 Jahren das Buch "Der Mistapostel", herausgegeben von Winfried Hofinger. (Info: www.oetztal-museum.at)
Quelle: kathpress