Linzer Bischof Scheuer referiert beim Ratzinger-Schülerkreis
In Rom kommen von 31. August. bis 3. September die Mitglieder des Ratzinger-Schülerkreises und des Neuen Schülerkreises zu ihrem traditionellen Treffen zusammen. Hauptreferenten in diesem Jahr sind der Linzer Bischof Manfred Scheuer und der deutsche Priester und Historiker Helmut Moll. Die Beratungen des Schülerkreises erfolgen teils getrennt, teils zusammen. Der gemeinsame Teil der Tagung steht heuer unter dem Generalthema "Christenverfolgung und Martyrium".
Erst vor wenigen Tagen ist Bischof Scheuers neues Buch "Kraft zum Widerstand. Glaubenszeugen im Nationalsozialismus" erschienen. Darin porträtiert der Linzer Bischof zehn Personen, die aus ihrem Glauben heraus Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet haben. Eine von diesen ist der Selige Franz Jägerstätter, zu dem Scheuer eine besondere Beziehung hat. Er war der Postulator im Seligsprechungsprozess für Jägerstätter.
Helmut Moll ist vor allem für sein Lebenswerk "Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts" bekannt. Sein Verzeichnis der Märtyrer und Heiligen enthält über 900 Lebensbilder katholischer Märtyrer. Die zweibändige Publikation ist in vier Kategorien unterteilt: Opfer der NS-Zeit, der kommunistischen Verfolgung, "Blutzeugen" aus Missionsgebieten sowie Schicksale von Mädchen und Ordensschwestern. Für das Werk, das im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz entstanden ist, haben rund 160 Fachleute Märtyrer-Porträts erarbeitet. Die sechste Auflage hatte Moll 2015 an Papst Franziskus überreicht. Moll ist Beauftragter für Selig- und Heiligsprechungsverfahren in der Erzdiözese Köln.
Der Schülerkreis Joseph Ratzingers wurde 1977 gegründet, nachdem Joseph Ratzinger zum Erzbischof von München ernannt worden war und seine Universitätslaufbahn beendete. Seither trafen sich die ehemaligen Doktoranden jeden Sommer mit ihrem Lehrer zu Studientagen. Im Mittelpunkt stand jeweils ein von Ratzinger benanntes Thema. Die Treffen wurden auf Wunsch Benedikts XVI. auch nach seiner Papstwahl fortgesetzt und fanden bis zum vergangenen Jahr in Castel Gandolfo statt. Heuer ist nun Rom selbst Tagungsort.
Keine Messe mit emeritiertem Papst
Nach seiner Emeritierung 2013 hat Benedikt XVI. nicht mehr an der Tagung teilgenommen, aber mit den Teilnehmern noch Gottesdienste gefeiert oder kleine Abordnungen zu einer kurzen Begegnung im Vatikan empfangen. Inzwischen gibt es aufgrund des fortgeschrittenen Alters des emeritierten Papstes keine gemeinsamen Messen mehr.
Mitglieder des Schülerkreises sind vorwiegend amtierende oder emeritierte Universitätsprofessoren, allerdings auch zwei Kardinäle: Christoph Schönborn und der ehemalige Bischof von Basel und nunmehrige Vorsitzende des Päpstlichen Rats für die Förderung der Einheit der Christen, Kurt Koch. Sprecher des Schülerkreises ist der Salvatorianer em.Prof. P. Stephan Otto Horn, der von 1972 bis 1977 Joseph Ratzingers Assistent an der Universität Regensburg war. Vor einiger Zeit haben Mitglieder aus dem Schülerkreis die "Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung" gegründet (www.ratzinger-papst-benedikt-stiftung.de).
Theologisch und gesellschaftlich relevant
Inhaltlich geht es bei den Treffen des Schülerkreises stets um theologisch und gesellschaftspolitisch relevante Themen. 2005 war beispielsweise das Gottesverständnis im Islam Thema, 2006 die Evolutionstheorie, 2010 ging es um die Hermeneutik des Zweiten Vatikanischen Konzils, 2011 um die Neuevangelisierung, 2012 um den Stand des ökumenischen Dialogs mit Anglikanern und Lutheranern, 2015 standen Thomas Haliks Reflexionen zur Glaubenskrise Europas im Mittelpunkt und 2016 beleuchtete u.a. der steirische Altbischof Egon Kapellari das Europa-Thema aus christlicher Sicht.
2008 wurde der "Neue Schülerkreis Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI." ins Leben gerufen. Ihm gehören heute etwas über 30 junge Wissenschaftler an, von denen mehr als die Hälfte aus dem deutschsprachigen Raum stammen, der Rest verteilt sich auf verschiedenste Länder der Erde von Chile und den USA über Frankreich, Spanien, Italien, Irland, Rumänien und Griechenland bis nach Afrika. Sprecher dieses neuen Kreises sind die Pastoraltheologin Michaela C. Hastetter vom ITI (Internationales Theologisches Institut) in Trumau/Niederösterreich und Prof. Christoph Ohly, Kirchenrechtler an der Universität Trier/Deutschland.
Quelle: kathpress