Jesuit in Aleppo: Situation wird langsam besser
Nach dem Waffenstillstandsabkommen und der Rückeroberung Aleppos durch die syrischen Regierungstruppen zu Jahresende 2016 hat sich die Situation in der zweitgrößten Stadt Syriens inzwischen verbessert. Die Menschen fühlen sich jetzt viel sicherer, die humanitäre Situation sei aber weiterhin sehr angespannt. Das betont der Jesuit Ziad Hilal in einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Information Christlicher Orient". Man könne nun wieder ohne Angst auf die Straße gehen oder auch die Kinder in die Schulen schicken, so Hilal. Der Jesuit koordiniert seit Beginn des Kriegs in Syrien 2011 Hilfsaktionen. Aleppo habe vor dem Krieg fünf Millionen Einwohner gezählt, nun seien nur noch 1,5 Millionen übrig. Von 120.000 Christen vor dem Krieg seien noch 30.000 in der Stadt.
Viele Menschen hätten ihre Häuser und Geschäfte wegen der anhaltenden Kämpfe verlassen müssen und nach dem Waffenstillstandsabkommen habe es zudem viele obdachlose Familien gegeben, die aus dem östlichen Teil Aleppos evakuiert worden waren. Sie mussten vorerst in verlassenen Fabriken und noch nicht fertigen Gebäuden leben. Die meisten der evakuierten Kinder seien in den letzten drei Jahren ohne richtige Schulbildung gewesen, was P. Hilal als "Katastrophe für die kommende Generation" bezeichnet - ebenso wie die Krankheiten, die sich unter den Kindern und Frauen ausbreiteten. Weiters gebe es unzählige Familien ohne Väter: "Der Krieg hat so viele Menschenleben gekostet, er hinterlässt eine gewaltige Anzahl von Witwen und Waisen."
Die Stadt habe nun schon das vierte Jahr in Folge ohne Strom aus dem öffentlichen Netz auskommen müssen, berichtet der Jesuit weiter: "Die Menschen sind deshalb von den großen privat betriebenen Generatoren abhängig. Sie müssen für diesen Strom sehr viel Geld bezahlen, was viele nicht können und deswegen in völliger Dunkelheit bleiben." Auch wenn nun die öffentliche Stromversorgung langsam wieder anlaufe, gebe es derzeit nur Strom für ein oder zwei Stunden. Die Wasserversorgung falle auch regelmäßig aus und in vielen Teilen von Aleppo gebe es immer noch kein Wasser. Öl zum Heizen sei knapp und sehr teuer und viele Familien können sich das nicht leisten, so P. Hilal.
Wegen der Knappheit von Treibstoff und Gas seien auch im Winter die Bäume in den Parks gefällt und auch die Parkbänke verheizt bzw. das Holz gegen viel Geld verkauft worden. Die historischen Kirchen, die sich im historischen Stadtgebiet befinden, seien zerstört worden.
Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst stellt für die Bedürftigen in Aleppo unabhängig von deren Religion u.a. 10.000 warme Mahlzeiten pro Tag zur Verfügung. Darüber hinaus werden Hygieneartikel verteilt und es gibt medizinische Hilfe. Die Jesuiten betreuen auch zahlreiche ältere hilfsbedürftige Menschen und bemühen sich zugleich um die Kinder. So wurde beispielsweise ein Sommerlager der Pfadfinder für Mädchen und Buben in der Nähe von Aleppo ausgerichtet.
"Information Christlicher Orient" ist die Zeitschrift der "Initiative Christlicher Orient" (ICO), mit der vier Mal pro Jahr über die Christen und Kirchen im Nahen Osten berichtet wird. Die ICO unterstützt seit vielen Jahren die Christen in Syrien, im Irak, im Libanon und im anatolischen Tur Abdin, darunter auch die Projekte der Jesuiten von Aleppo. (Weitere Infos über die ICO bzw. die aktuelle Situation in Aleppo: www.christlicher-orient.at)
Quelle: kathpress