Glaube sprengt jede konfessionelle Verengung
Ein Plädoyer für die Ökumene hat der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl gehalten. Der Bischof befindet sich derzeit gemeinsam mit dem steirischen Superintendenten Hermann Miklas und rund 200 Teilnehmern auf einer ökumenischen Reise in das Kernland der Reformation in Deutschland. Damit soll im Jahr des Reformationsjubiläums vor allem auch die Verbundenheit von katholischer und evangelischer Kirche zum Ausdruck gebracht werden. Die Kraft des christlichen Glaubens sprenge jede Verengung auf eine bestimmte Konfession, erklärte Krautwaschl am Sonntag in seiner Predigt im Bamberger Dom. Der Bischof warnte vor der Gefahr, Glauben bloß im eigenen kirchlichen Kontext gelten zu lassen.
Die sterirische ökumenische Abordnung war Samstagfrüh in Graz aufgebrochen. Erste Stationen waren am selben Tag noch Regensburg und Nürnberg. Weitere Stationen am Sonntag waren neben Bamberg die Wartburg und Eisenach. Am Sonntagabend wurde die steirische Gruppe in Gotha von Oberbürgermeister Knut Kreuch empfangen.
Gotha ist mit der Steiermark über den steirischen Wehrmachtsoffizier Josef Ritter von Gadolla verbunden. Dieser wurde in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs durch Befehlsverweigerung zum "Retter von Gotha" und danach zum Märtyrer. Am 4. April 1945 hatte der Grazer Offizier als Kampfkommandant im thüringischen Gotha bewusst gegen den "Führerbefehl" gehandelt, die Stadt bis zum letzten Mann zu halten.
Zum Schutz der Zivilbevölkerung übergab er diese aber an die heranrückenden US-Truppen und rettete damit Tausenden Einwohnern das Leben. Von Wehrmachtssoldaten abgefangen, wurde Gadolla noch am selben Tag zum Tode verurteilt und am 5. April 1945, unmittelbar vor Kriegsende, von der NS-Militärjustiz als Verräter hingerichtet. Superintendent Miklas deutete am Sonntagabend den Katholiken als jemanden, der das Motto des Reformationsjubiläums "Freiheit und Verantwortung" gelebt habe.
Quelle: kathpress