Charismatische Erneuerung: Fest zum 50-Jahr-Jubiläum
Die katholische Charismatische Erneuerung (CE) feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen. Die CE entstand 1967 als missionarische Studentenbewegung an der katholischen Duquesne-Universität in Pittsburgh (USA). Die Bewegung übernahm Elemente der protestantischen Pfingstkirchen wie die Taufe im Heiligen Geist und das Zungengebet. Die weltweite Geburtstagsfeier fand bereits zu Pfingsten mit Papst Franziskus in Rom statt, die CE Österreich/Südtirol feiert nun vom 23. bis 26. August mit einem mehrtägigen Fest im oberösterreichischen Windischgarsten. Kardinal Schönborn hat dazu in einem auf der CE-Website veröffentlichten Video seine Glückwünsche überbracht.
Die Charismatische Erneuerung sei 1967 "wie ein Sturm" in der katholischen Kirche aufgebrochen, äußerte sich Schönborn in seiner Botschaft. In den 50 Jahren ihres Bestehens habe die CE viele Früchte hervorgebracht, unterstrich der Kardinal. Er sprach zum einen von "vielen persönlichen Bekehrungen", zudem aber auch vom Entstehen vieler neuer Gemeinschaften in der Kirche. Viele Menschen hätten durch die CE eine "neue Liebe zur Heiligen Schrift" gefunden und "die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie" wiederentdeckt.
Der Wiener Erzbischof ermutigte die Teilnehmer des CE-Jubiläumsfestes, weiterhin Zeugnis davon zu geben "dass der Herr lebt, dass ihr ihm begegnet seid und ihn erkannt habt".
Das mehrtägige Geburtstagsfest in Windischgarsten steht unter dem biblischen Motto "... denn die Freude am Herrn ist unsere Stärke". Das Programm beginnt am Mittwochnachmittag und beinhaltet bis Samstag zahlreiche Vorträge und Gottesdienste, aber auch viel Musik und festliche Elemente; so etwa eine Bergmesse am Wurbauerkogel mit anschließendem Tortenessen. Zahlreiche Wegbegleiter und Freunde der CE werden in den vier Tagen zu Wort kommen. Von Seiten der österreichischen Bischöfe nimmt der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky an dem Fest teil. Er ist in der Bischofskonferenz für den Kontakt zu den neuen religiösen Bewegungen zuständig.
"Wir werden voll Dankbarkeit in die Vergangenheit blicken, uns voll Zuversicht den Herausforderungen der Gegenwart stellen und mit gestärktem Herzen in die Zukunft blicken", heißt es in einer Ankündigung der CE zum Fest.
Kardinal Schönborn hat heuer bereits mehrmals die Bedeutung der Charismatischen Bewegungen als Erneuerungsbewegungen für die katholische Kirche gewürdigt und deren ökumenische Ausrichtung als eine ihrer großen Stärken hervorgehoben. Freilich sei für neue Bewegungen auch immer die Anbindung an die Ortskirche bzw. die Verfasstheit der katholischen Kirchen notwendig, so der Wiener Erzbischof. Die Kirche brauche jedenfalls aber die Erneuerung durch den Heiligen Geist, wie sich dies u.a. in der CE zeige.
"Katholischer Pentekostalismus"
Die katholische Charismatische Erneuerung steht nach der evangelikalen Pfingstbewegung an zweiter Stelle der bedeutenden neuen christlichen Bewegungen, die im vergangenen Jahrhundert aufgetaucht sind. Ebenso wie der Pentekostalismus wurde die CE in den USA geboren. Von einem Pittsburgher Vorort, wo mehrere Studenten die Taufe im Heiligen Geist erlebt hatten, verbreitete sich das neue Phänomen des "katholischen Pentekostalismus" schnell zu anderen großen US-Universitäten wie Notre Dame und Michigan State University.
Während die CE heute unter den lateinamerikanischen Katholiken ("Hispanics") in den USA lebendig ist, flaute die Begeisterung der euro-amerikanischen Pfarrmitglieder seit den 1980er-Jahren stark ab. Große Begeisterung für die Bewegung besteht weiterhin in den Ländern Mittel- und Südamerikas, wohin sie in den 1970er-Jahren von meist amerikanischen Jesuitenpatres und Dominikanern in die Region "exportiert" wurde.
Einen starken Boom erlebten die "Charismatiker" in den 1970er- und 1980er-Jahren auch in Frankreich. Auch dort waren die Dominikaner die Pioniere. Es entstanden die auch in Österreich bzw. Deutschland präsenten Gemeinschaften wie "Communauté de l'Emmanuel", "Gemeinschaft der Seligpreisungen" (mit Österreich-Zentrum in Maria Langegg/Wachau), Johannesbrüder (Marchegg) und "Gemeinschaft Jerusalem" (Köln). Eine Österreich-Gründung ist die im Jahr 1987 gegründete Loretto-Gemeinschaft mit Sitz in Wien. Auch in der Schweiz, Italien, Deutschland und Ungarn gibt es Loretto- Gebetskreise.
Die Leiterin des Weltdachverbands ICCRS, Michelle Moran,schätzt die Zahl der Mitglieder der CE weltweit auf 120 Millionen. Zentren sind schon lange nicht mehr USA und Westeuropa, sondern Lateinamerika, die Philippinen und Afrika.
(Infos: www.erneuerung.at)
Quelle: kathpress