Bürgler für Besinnung auf "gute Konfliktkultur"
Zur Neubesinnung auf eine "gute Konfliktkultur" in Politik und Gesellschaft hat der Innsbrucker Diözesanadministator Jakob Bürgler beim "Forum Alpbach" aufgerufen. "Durch Zuspitzung und Demagogie, durch die Strategie von Vereinfachung und Abwertung anderer Menschen und Positionen erleben wir eine Zunahme an Konfliktpotenzial", sagte er am Sonntag beim Gottesdienst zum "Tirol-Tag" des Forums in der Pfarrkirche Alpbach. Umso wichtiger sei es, "viel in eine gute Konfliktkultur zu investieren und mit Nachdruck auf Wege der Kooperation zu achten".
Das "Forum Alpbach" steht heuer bis 1. September unter dem Generalthema "Konflikt und Kooperation". Konflikte gehörten zum menschlichen und gemeinschaftlichen Leben, stellte Bürgler in seiner Predigt klar. Wer immer nur den Weg des geringsten Widerstandes gehe, nehme dem Leben die Dynamik des Fortschritts und der Entwicklung. Der Diözesanadministator erinnerte an den Streit zwischen den Aposteln Paulus und Petrus und das erste Apostelkonzil der Kirche als Beispiel für die Austragung eines Konflikts, der "Ausweg und eine dynamische Zukunft eröffnet" habe.
Konstruktive Auseinandersetzungen lebten von klaren Aussagen, dem Abwägen von Argumenten und der Fähigkeit zur Differenzierung, betonte Bürgler. "Wer nur laut schreit, mag auf den ersten Blick der Stärkere sein, aber er erschließt keinen Weg für die Zukunft und ermöglicht keine Lösung." Wichtig sei auch die jeweilige Zielabklärung ohne die "ein Streit ins Nichts führt" sowie die tatsächlich gemeinsame Suche nach einem Ausweg und Kompromiss, der die Züge von Versöhnung und Einheit trage. "Sosehr das manchmal im medialen oder politischen Alltag unmöglich erscheint: Wenn die Frage des Gewinnens im Vordergrund steht, sind einer nachhaltigen Kooperation schon die Flügel gestutzt. Wer nur auf sich schaut, riskiert mit seinem Untergang auch den Untergang aller", mahnte der Innsbrucker Diözesanadministrator.
Im Anschluss an den Festgottesdienst erfolgte der Festakt zum Alpbacher "Tirol-Tag" mit Forumspräsident Franz Fischler und den Landeshauptleuten von Tirol, Südtirol und dem Trentino, Günther Platter, Arno Kompatscher und Ugo Rossi. Unter den Teilnehmern waren auch Umweltminister Andrä Rupprechter und Grünen-Bundessprecherin Ingrid Felipe.
In den kommenden beiden Wochen stehen beim "Forum Alpbach" mehr als 200 Plenardiskussionen und "Breakout Sessions" zum Generalthema "Konflikt und Kooperation" auf dem Programm. Insgesamt werden 5.000 Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur bei dem internationalen Kongress in den Tiroler Bergen erwartet. Als inhaltliche Schwerpunkte sind die Stärkung von Demokratie und Wissenschaft, der Vorstoß der künstlichen Intelligenz sowie "soziale und ökologische Innovationen" angekündigt.
Ein Höhepunkt für religiös Interessierte ist bereits am Montag ein "Treffen der Religionen" im Rahmen der Alpbacher "Gesundheitsgespräche", bei dem sich Vertreter verschiedener Glaubensgemeinschaften über die Verantwortung der Religionen für nachhaltige Entwicklung austauschen. Ihre Teilnahme zugesagt haben u.a. der aus Argentinien stammende Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften, Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo, der Vizepräsident der Konferenz Europäischer Kirchen (CEC), der orthodoxe Metropolit Emmanuel Adamakis, und der britische Rabbiner David Rosen - er ist jüdisches Direktoriumsmitglied beim Wiener König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog.
Einen weiteren ausdrücklich religiösen Akzent beim Forum Alpbach bilden erneut die "interreligiösen Morgenbetrachtungen", die jeweils das tägliche Vortrags- und Seminarprogramm eröffnen: Sie werden u.a. vom Klagenfurter Diözesanbischof Alois Schwarz, vom evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker, weiteren Vertretern der christlichen Kirchen sowie des Judentums und des Islams gestaltet.
Quelle: kathpress