"Abscheuliche Taten": Muslime verurteilen Attentate scharf
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) hat die jüngsten Terroranschläge in Spanien "auf das Schärfste" verurteilt. Die "verwerflichen Taten" hätten "uns alle in tiefe Trauer versetzt", wird in einer am Freitag auf der IGGiÖ-Website veröffentlichten Erklärung betont, in der die Islam-Vertreter den Angehörigen der Ermordeten ihr Beileid aussprechen. Terroranschläge richteten sich nicht nur gegen die unmittelbaren Leidtragenden vor Ort, "sondern gegen unsere Gesellschaften als Ganzes", fügte die IGGiÖ hinzu. Mit "abscheulichen Taten" werde versucht Hass und Zwietracht zu säen.
"Jeder Terroranschlag ist auch gleichzeitig ein Anschlag auf die Werte des Islam und auf unser friedvolles Zusammenleben in Österreich", wird in der Mitteilung IGGiÖ-Präsident Ibrahim Olgun zitiert. Der Islam rechtfertige niemals Krieg oder Terror. Die Islamische Glaubensgemeinschaft wolle mit ihren Imamen, Religionslehrern und allen Funktionären weiterhin alles tun, um Liebe, Frieden und Toleranz als Prinzipien der eigenen Religion in der Gesellschaft zu verankern.
Zuvor hatte schon die islamische Gemeinde in Spanien die Attentate "aufs Schärfste" verurteilt. "Die spanischen Muslime sprechen den Familien der Opfer ihr Beileid aus", hieß es in einer Mitteilung der Islamischen Kommission Spaniens am Freitag. Man hoffe auf eine baldige Genesung der Verletzten und erkläre sich solidarisch mit dem barcelonischen und spanischen Volk, bekräftigte Riay Tatary, Vorsitzender des islamischen Repräsentativorgans.
Indonesischer Gelehrter: Terror hat mit Islam zu tun
Auf einen klaren Zusammenhang zwischen Terrorismus und "Grundannahmen der islamischen Orthodoxie" wies am Wochenende der islamische Gelehrte und Generalsekretär der größten Muslim-Vereinigung in Indonesien, Kyai Haji Yahya Cholil Staquf hin. Der Westen müsse aufhören, "das Nachdenken über diese Fragen für islamophob zu erklären", sagte er nach Angaben der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag-Ausgabe). Es gebe einen "harten linksliberalen Rand" im Westen, der jeden denunziere, der über solche Fragen nachdenke.
Als problematisch sieht der Experte etwa das Verhältnis von Muslimen zu Nichtmuslimen an. Traditionell sei es von "Segregation und Feindschaft" geprägt. Diese Lehre, die aus dem Mittelalter stamme, mache ein "friedliches Leben von Muslimen in den multikulturellen, multireligiösen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts tendenziell unmöglich", sagte Yahya Cholil Staquf. Rassismus auf Seiten der Gastgebergesellschaft habe womöglich zusätzlich dazu beigetragen, dass muslimische Minderheiten im Westen "ein mehr oder weniger segregiertes Leben abseits der Mehrheitsgesellschaft" führten.
Hinzu kämen die traditionellen muslimischen Vorstellungen vom Staat als einem Universalstaat und der Scharia als unveränderlichem Rechtssystem. "Aber wir leben in einer Welt von Nationalstaaten", betonte der Gelehrte. Und: "Religiöse Werte und soziale Realität müssen zueinander passen." Zu viele Muslime sähen jedoch das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedenen Glaubens als etwas, das bekämpft werden müsse. Er könne es verstehen, wenn Menschen im Westen den Islam fürchteten.
Diese Probleme müssten klar benannt werden, forderte Yahya Cholil Staquf - gerade wenn man eine Spaltung der Gesellschaft verhindern wolle. "Wenn man ein Problem leugnet, kann man es nicht lösen." Zudem müsse der Westen den Druck auf Saudi-Arabien erhöhen, das eine "ultrakonversative Version des Islam" verbreite.
Indonesien ist weltweit die Nation mit den meisten Muslimen. Die Mehrheit der indonesischen Muslime ist moderat; es gibt jedoch auch radikale und terroristische Gruppen. Für Schlagzeilen sorgte im Frühjahr die Blasphemiekampagne gegen den ehemaligen christlichen Gouverneur von Jakarta, Basuki Tjahaja "Ahok" Purnama, der zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde.
Quelle: kathpress