Neues Buch über Stift und Leben der Mönche
"Stift Kremsmünster - Klösterliches Leben seit 777" heißt ein neuer umfassender Bildband, der am Freitagabend im Stift präsentiert wurde. 1.240 Jahre nach der Gründung des Stiftes Kremsmünster stellt die neue Publikation nicht nur die Geschichte, Architektur und Kunst des Klosters dar, sondern auch das Leben der Benediktinermönche. Die letzte Gesamtdarstellung über das Stift gab es genau vor 40 Jahren, zum 1.200-Jahr-Jubiläum. Damals ging es ausschließlich um die Geschichte des Stiftes und dessen Aufgaben. Das Leben der Mönche und die benediktinische Botschaft wurden damals noch als gegeben und selbstverständlich vorausgesetzt.
Abt Ambros Ebhart erinnerte bei der Buchpräsentation an seine Ansage nach seiner Abtwahl im März 2007, das Stift als geistliches Zentrum ausbauen zu wollen. In diesem Zusammenhang sei auch das neue Buch zu sehen: "Mir war wichtig, dass das neue Buch über das Stift Kremsmünster nicht nur eine Darstellung der Kunst und Architektur ist, sondern auch das geistliche Leben beleuchtet."
Verleger Christian Brandstätter ging bei der Vorstellung von seinen eigenen Schulerfahrungen im Stift Kremsmünster aus: "In meiner Schulzeit wurde mir von den Patres das Staunen beigebracht." Er habe das Stift Kremsmünster als Schatzhaus erlebt, durch das ihm die Liebe an schönen Dingen ins Herz gelegt wurde. "Die wunderschöne Bibliothek und viele Erfahrungen mit Geschichte und Tradition im Stift Kremsmünster trugen wesentlich zu meiner späteren Berufswahl bei. In unzähligen Bildbänden wollte ich Form und Inhalt vereinigen."
"Stift Kremsmünster. Klösterliches Leben seit 777" sei sein letztes Buch, das er selbst noch im Ruhestand betreut habe - ein besonderes Buch in der langen Reihe der Bildbände des Brandstätter-Verlags, wie er hervorhob: Herrschaftsgeschichte und Alltagsgeschichte würden bei dieser Publikation in einer Art und Weise Hand in Hand gehen, wie er es von keiner anderen Publikation über ein österreichisches Stift kenne. "Die Alltagsgeschichte fällt oft unter den Tisch", so Brandstätter. Hier stünde nun aber die die gediegene Darstellung der Geschichte Seite an Seite mit dem gelebten Mönchtum.
Jedes der neun Kapitel des Buches ist zweigeteilt: Zuerst wird anhand eines Themas die Geschichte, Kunst und Architektur auf neuestem Stand von unterschiedlichen Patres beleuchtet. Daran schließt ein ebensolanger Text über das Leben der Mönche und die benediktinische Spiritualität.
Die geistlichen Teile stammen von P. Bernhard Eckerstorfer, Novizenmeister im Stift Kremsmünster und Lehrbeauftragter für benediktinische Spiritualität an der Universität Salzburg. Für ihn sei es spannend gewesen, "die monastische Lebensform nicht allgemein darzustellen, sondern anhand des Ortes, wo ich selbst seit 17 Jahren Mönch bin und die Nachfolge Christi zu leben versuche", so P. Eckerstorfer: "Mir ging durch die Arbeit an diesem Buch auf, wie sehr Mönche einen Ort prägen und ein konkretes Kloster Menschen prägen kann." Es sei ihm auch bewusst geworden, "dass ein Stift nicht nur die Summe der Benediktiner ist, sondern viele Menschen ein Kloster zu dem machen, was es ist".
Keine "heile Welt des Klosters"
Im abschließenden zehnten Kapitel beschreibt P. Bernhard Eckerstorfer unter dem Titel "Aufbruch in die Zukunft" die Unsicherheit eines Klosters in der heutigen Zeit, zeigt aber auch Wege auf, wie in einer geänderten Welt das benediktinische Leben zu neuer Bedeutung kommen könne.
In allen Kapiteln sei es ihm aber darum gegangen, "nicht eine heile Welt des Klosters darzustellen". Er spreche bewusst auch die Schwierigkeiten an, die sich gerade heute für Benediktiner ergeben, "die Mühen des Gemeinschaftslebens und die Orientierungslosigkeit, die wir Mönche mit der Kirche und Gesellschaft teilen".
Er erlebe immer wieder, wie interessiert Besucher am konkreten Klosterleben sind. "Da wäre es fatal, eine heile Welt heraufzubeschwören. Die Leute nehmen sich dann etwas von uns mit, wenn wir ihnen klar machen, dass wir selbst unterwegs sind, Suchende bleiben und im Grunde selbst nicht wissen, wie es weiter geht." So sei auch dieses Buch ein "ehrliches Zeugnis, wie ein Kloster mit seiner langen Tradition zaghaft, aber beständig versucht, zum Lobe Gottes und Heil der Menschen weiter zu wirken".
Das OÖ-Stift Kremsmünster ist mit dem Gründungsdatum 777 eines der ältesten Klöster Österreichs. Gründer ist Herzog Tassilo III. von Bayern (gest. 797). Heute zählt der Konvent knapp 50 Mönche, die 26 Pfarren betreuen. Das Stift ist u.a. auch für sein Gymnasium bekannt. (Infos: www.stift-kremsmuenster.net)
Abt Ambros Ebhart (Hrsg.): "Stift Kremsmünster - Klösterliches Leben seit 777" Wien, Brandstätter Verlag, 2017.
Quelle: kathpress