Caritas trauert um Lepra-Ärztin Pfau
Die Caritas trauert um die in Pakistan tätige Ordensfrau und Lepra-Ärztin Ruth Pfau. Sie sei "eine wunderbare, starke und beeindruckende Frau gewesen, die Großartiges für so viele Menschen geleistet hat", würdigte Caritas-Präsident Michael Landau die Ordensfrau am Donnerstag via "Facebook". Pfau starb in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 87 Jahren in Pakistan, wie die Deutsche Lepra- und Tuberkulosenhilfe in Würzburg Donnerstagfrüh mitgeteilt hatte. Ende vergangener Woche sei die Ordensfrau nach einem Schwächeanfall in ein Spital in Karachi gebracht worden und nun dort friedliche eingeschlafen.
Würdigende Worte kamen am Donnerstag auch vom St. Pöltner Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger. "Mit ihrer unglaublichen Energie und ihrem starken Glauben hat sie es geschafft, Unmögliches wahr werden zu lassen." Seit zwei Jahrzehnten unterstützt die Caritas St. Pölten die Gesundheits- und Schulprojekte der Ordensfrau in Pakistan und die Zusammenarbeit werde auch in Zukunft fortgesetzt, so der Caritas-Direktor.
Erst vor wenigen Monaten hatte die Caritas St. Pölten ein neues 300.000 Euro starkes Bildungsprogramm in Pakistan gestartet, das jungen Menschen aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen Chancen bietet, sich aus der Armut zu befreien. Unterstützt werden dabei in den kommenden drei Jahren 1.300 Kinder und Jugendliche mit Kindergarten- und Schulgeld, 250 junge Frauen beim Berufseinstieg, 27.000 Kinder und Mütter mit Impfungen und Ernährungsprogrammen sowie 400 Menschen mit Behinderungen mit Physiotherapien und medizinischen Hilfsmitteln.
Trauerbekundungen kamen am Donnerstag auch vom Hilfswerk "Christian Solidarity International Österreich" (CSI-Ö). Pfau sei für CSI-Ö eine herausragende Lichtgestalt gewesen, so Pressesprecherin Pia de Simony. Mit unermüdlichem Engagement habe sie über 50 Jahre ihr Leben den Ärmsten der Armen in Pakistan gewidmet.
1960 begann sie Arbeit als Lepraärztin
Geboren am 9. September 1929 in Leipzig, kam Pfau nach Kriegsende nach Westdeutschland und studierte Medizin. Im Alter von 22 Jahren ließ sie sich evangelisch taufen und fand von dort den Weg in die katholische Kirche und ins Ordensleben. Während einer ärztlichen Weiterbildung in Bonn trat sie 1957 in den Orden der "Töchter vom Herzen Mariä" ein. 1960 begann sie ihre Arbeit als Lepraärztin in den Elendsquartieren von Karachi.
1963 gründete Pfau das mittlerweile legendäre Marie-Adelaide-Lepra-Krankenhaus in Karachi. Über Jahrzehnte bildete die Ordensfrau Leprahelfer aus und baute ein flächendeckendes Behandlungssystem auf, aus dem das pakistanische Lepra-Kontrollprogramm hervorging. Dieses wurde durch das große Erdbeben von 2005 zwar stark in Mitleidenschaft gezogen, ist aber wieder hergestellt. Pfaus Organisation MALC beschäftigt derzeit in ganz Pakistan rund 600 Mitarbeiter.
1980 reiste Pfau erstmals nach Afghanistan, um auch hier zehn Jahre lang zum Aufbau eines Gesundheitsdienstes beizutragen. Ihre Organisation war eine der wenigen, die sowohl während der Besatzung durch die damalige Sowjetunion als auch in der Zeit der Taliban im Land bleiben konnte. In Zeiten der Massenflucht aus Afghanistan baute Pfau in Pakistan Auffanglager für die Schutzsuchenden in Pakistan auf.
Mit 65 Jahren übergab Pfau die Leitung ihrer Einrichtung und ging vorübergehend zurück ins Kloster. Nach zwei Jahren kehrte sie jedoch auf Wunsch ihres Nachfolgers Mervyn Lobo nach Pakistan zurück. Seither lebte sie in einer kleinen Wohnung ihres Spitals in Karachi und arbeitete weiterhin in der Behandlung der Patienten sowie in der Suche nach Spendern mit.
"Wir können nicht jedem helfen. Aber so wie in dem biblischen Gleichnis vom barmherzigen Samariter geht es darum, dem zu helfen, an dem man gerade vorbeigeht", sagte die Ordensfrau vor zwei Jahren in einem ORF-Interview anlässlich ihres 85. Geburtstags.
Für ihr Engagement wurde die Ärztin mehrfach ausgezeichnet: Unter anderem erhielt sie das deutsche Große Bundesverdienstkreuz, die pakistanische Ehrenbürgerschaft, den höchsten pakistanischen Zivilorden, die Albert-Schweitzer-Medaille in Gold, den "Marion-Dönhoff-Preis" und den deutschen Fernsehpreis Bambi als "Stille Heldin".
Quelle: kathpress