Erzbischof Lackner lud zu Sommerfest in Bischofsgarten
Rund 500 Besucher nutzten am Mittwochabend die Gelegenheit, der sommerlichen Hitze in der Salzburger Innenstadt zu entgehen und sich im Bischofsgarten am Fuße des Mönchsbergs zu einem Sommerfest einzufinden. Erzbischof Franz Lackner hatte - wie bereits im Vorjahr - zu dem Fest inklusive einem sommerlichen Talk mit Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler und der Sopranistin Golda Schultz geladen. Das Verhältnis von Kirche, Kunst und Öffentlichkeit wurde in entspannter Atmosphäre besprochen - angelehnt an das Thema der heurigen "Salzburger Hochschulwochen", in deren Rahmen das Sommerfest stattfand und die noch bis 6. August dem Thema "Öffentlichkeiten" gewidmet sind.
Einig zeigten sich die Gesprächspartner unter der Leitung des Grazer Hochschulseelsorgers Alois Kölbl darüber, dass Kunst und Kirche zahlreiche Überschneidungen aufweisen und auch voneinander lernen könnten. So unterstrich Erzbischof Lackner etwa, dass die Kirche von der Kunst einen "unverstellten Zugang zur Emotion" lernen könnte. Vom Schauspieler und Kabarettisten Otto Schenk habe er selbst etwa gelernt, Wut als eine durchaus zulässige und produktive Kraft zu verstehen und daraus die Energie für Predigten zu ziehen.
"Aufrichtige Emotionalität und Ursprünglichkeit sind Dinge, die wir von der Kunst lernen können - und mehr gute Fragen zu stellen als schlechte Antworten zu geben", so Lackner. Insofern sei er inzwischen auch sehr gut in Salzburg angekommen und entdecke als ursprünglich wenig Kunstbeflissener inzwischen immer stärker seine Leidenschaft für die Kunst.
Festspiel-Präsidentin Rabl-Stadler zeigte sich beeindruckt von der "Offenheit und Neugier", mit der sich Lackner in den letzten Jahren auf Salzburg eingelassen habe. Salzburg sei schließlich im Blick auf das kulturelle und künstlerische Angebot eine einmalige Besonderheit: "Die Kleinheit der Stadt und die Größe des Angebots machen es leicht, ganz in die Kunst hineinzutauchen", so Rabl-Stadler. Die Öffentlichkeit sei - trotz allen medialen Verzerrungen - ein schützenswertes Gut, so die frühere Journalistin weiter. "Denn wenn ich nicht nur die Hirne, sondern die Herzen der Menschen gewinnen möchte, muss ich diese Öffentlichkeit suchen".
"Meine Gebete wurden erhört!"
Der Franziskaner Lackner machte weiters auch keinen Hehl aus seiner Freude über Papst Franziskus: "Als Benedikt XVI. emeritiert wurde habe ich gebetet: Lieber Gott, bitte keinen Papst aus Europa oder Nordamerika! Und meine Gebete wurden erhört..." Manchmal wünsche er sich zwar ein paar versöhnlichere Worte des Papstes in Richtung der Bischöfe, aber die "ursprüngliche Art", mit der sich Franziskus den Menschen nähere und sich auf die Seiten der Schwachen stelle, tue der Kirche insgesamt gut.
Ein sehr persönliches Zeugnis für die Verbindung von Kunst und Religion legte schließlich die aus Südafrika stammende Sopranistin Golda Schultz ab: So betrachte sie ihren Glauben als höchst private Sache, sie ziehe aus ihm jedoch die Energie und das Feuer, um Kunst in der Öffentlichkeit zu präsentieren und für Kunst zu begeistern.
Beim Auftakt der festlichen Abendveranstaltung 2016 kam Lackner mit den "Jedermann"-Schauspielern Peter Lohmeyer und Christoph Franken über das Thema "Leidenschaften" ins Gespräch. Beide - sowohl Lohmeyer als auch Franken - folgten auch heuer wieder der Einladung, diesmal jedoch als Zuhörer im Publikum.
Helga Rabl-Stadler ist gebürtige Salzburgerin und studierte Publizistik, Rechts- und Politikwissenschaften. Sie war Politikjournalistin, leitete das Modehaus Resmann, war Abgeordnete zum Nationalrat und Präsidentin der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Salzburg. Seit 1995 ist sie Präsidentin der Salzburger Festspiele.
Golda Schultz ist in Südafrika geboren. Sie absolvierte ein Gesangsstudium an der University of Cape Town und an der Juilliard School in New York. Seit 2014 ist sie Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper, 2015 trat sie erstmals bei den Salzburger Festspielen auf. Heuer singt sie die Vitellia in "La clemenza di Tito".
Quelle: kathpress