Zubetonierung des Bodens hat dramatische Folgen
Auf die Gefahren der rasanten Verbauung von Ackerland hat Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung "Heute" hingeweisen. Angesichts des "Raubbaus an Mutter Erde" sei dringend ein Umdenken erforderlich, denn "Brot wächst nicht auf Beton und Asphalt", so der Wiener Erzbischof in seiner Freitags-Kolumne, und weiter: "Ohne Boden wird es in Zukunft auch kein Brot geben. Nahrung kommt nicht aus dem Supermarkt. Die vollen Regale in den Geschäften kann es nur geben, wenn es fruchtbare Böden gibt, wenn Mutter Erde uns nährt."
In Österreich werden laut Angaben des Kardinals täglich rund 20 Hektar Wiesen und Äcker - eine Fläche von 30 Fußballfeldern - für immer verbaut, durch Industrieanlagen, neue Straßen, neue Einkaufszentren und neuen Wohnraum. Zwar sei es "gut, dass die Wirtschaft erfolgreich ist", doch habe alles seinen Preis. "Oft ist er nicht sofort spürbar, wie beim Schuldenmachen. Erst später kommt die bittere Rechnung. Spätestens für die nächsten Generationen", mahnt Schönborn. Langfristig könne das Wirtschaftswachstum somit auch die Lebensgrundlage bedrohen.
Einfache Lösungen gebe es nicht, bekennt der Wiener Erzbischof. Unzweifelhaft müssten jedoch nachhaltige Maßnahmen gesucht werden, da nur diese auch den kommenden Generationen dienten. "Zu lange haben wir nur an kurzfristige Erfolge gedacht", so Schönborn.
Kardinal Schönborn hatte wenige Tage zuvor seine Unterstützung für die Kampagne "Bodenlos macht arbeitslos" bekannt gegeben. Mit Hilfe prominenter Stimmen, einer Plakataktion, eine Online-Petition (www.bodenlos-arbeitslos.at) und einem offenen Brief soll die Politik dazu bewogen werden, über die Raumordnungskonzepte gesetzliche Maßnahmen zum Schutz der Grün- und Ackerflächen zu setzen. Jährlich würden derzeit 0,5 Prozent der österreichischen Gesamtfläche - seit Jahresbeginn die Fläche von über 200 Bauernhöfen - verbaut, rechnen die Befürworter vor. Eine halbe Million Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfungskette allein in Österreich sowie auch die Schönheit der Natur seien durch den Verlust des Bodens in Gefahr.
Bereits im Mai des Vorjahres hatte sich der Kardinal für das Anliegen eingesetzt. Nachhaltig zu leben habe nicht nur mit der Umwelt zu tun, sondern schließe alle Aspekte des Zusammenlebens ein, erklärte Schönborn im Rahmen eines "Nachhaltigkeitsfrühstücks". "Dabei geht es in erster Linie nicht um politische Konzepte oder technische Lösungen, sondern um eine Haltung der Achtung und der Behutsamkeit dem Leben gegenüber, eine Haltung des freiwilligen Verzichts, des gerne gegebenen Opfers", so der Erzbischof.
Wiederholt hat Schönborn bei seinem Einsatz für die Umwelt auf das Papstschreiben "Laudato si" hingewiesen. Die Öko-Enzyklika von Franziskus verweist 15 Mal auf den Boden und beschreibt diesen als eine "Liebkosung Gottes". Die Verschmutzung des Bodens sei eine "Sünde", seine Desertifikation "so etwas wie eine Krankheit für jeden Einzelnen", so der Papst. Auch die nicht nachhaltige Bodennutzung wird in dem Schreiben problematisiert.
Quelle: kathpress