Caritas würdigt scheidenden VP-Behindertensprecher Huainigg
"Dass Du nicht mehr im Parlament sein wirst, tut mir wirklich leid. Du wirst fehlen!" Mit diesen Worten hat Caritas-Präsident Michael Landau auf die Ankündigung des Nationalratsabgeordneten Franz-Joseph Huainigg reagiert, für die kommende Legislaturperiode nicht mehr zu kandidieren. Der langjährige ÖVP-Behindertensprecher hatte diesen Entschluss nach 15-jähriger Tätigkeit im Parlament in einem am Donnerstag veröffentlichten YouTube-Video (https://www.youtube.com/watch?v=18JRAYwwEgQ) bekannt gegeben, das u.a. via Facebook verbreitet wurde. Darunter deponierte Landau: "Danke für Deinen Einsatz und Dein Engagement!"
Der Generalsekretär der Wiener Caritas, Klaus Schwertner, griff in seiner Würdigung Huainiggs Aussage im Video auf: "Die Menschenwürde muss Grundprinzip unseres politischen Handelns sein. Schreiben wir sie doch in die Verfassung." Schwertner dazu: "Wie wahr!" Auch er äußerte Bedauern über Huainiggs Rückzug und dankte für dessen "Einsatz im Sinne der Menschenrechte und der Menschlichkeit". Ähnlich äußerte sich auch der Auslandshilfe-Chef der Caritas Österreich, Christoph Schweifer. Stefan Wallner, ehemalige Caritas-Generalsekretär und als Ex-Bundesgeschäftsführer der Grünen ebenfalls Politikaussteiger, erinnerte an die parteiübergreifende "Suche nach dem Verbindenden" durch Huainigg.
Würdigende Worte gab es auch von weiteren Kirchenvertretern wie der Präsidentin des Verbandes katholischer Publizisten und Publizistinnen, Gabriele Neuwirth, und vom Wiener Pfarrer und ehemaligen Jugendseelsorger Gregor Jansen. Und auch TV-Moderatorin Barbara Stöckl deponierte auf Huainiggs-Facebook-Account: "Du ... hast uns oft die Augen geöffnet, immer wieder berührt und mit deiner Kraft und Hartnäckigkeit beeindruckt!"
Einsatz ohne Mitleidheischerei
In seinem Abschiedsvideo blickte der nach einer Impfung seit dem ersten Lebensjahr schwer behinderte Franz-Joseph Huainigg auf den Beginn seiner Tätigkeit als Quereinsteiger im Kabinett Wolfgang Schüssels zurück: Er sei 2002 spätabends von der damaligen VP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat angerufen worden und wäre - wie er sagte - nach deren Anfrage "umgefallen - aber zum Glück saß ich im Rollstuhl". Seine Bedingung für eine Kandidatur sei die Umsetzung eines Behindertengleichstellungsgesetzes gewesen, das später tatsächlich realisiert wurde - wie vieles andere, wofür sich der fraktionsübergreifend geschätzte Parlamentarier einsetzte: Aufwertung der Gebärdensprache, Öffnung von Berufsfeldern für Menschen mit Behinderungen, Ausbau von Hospiz und Palliativmedizin u.a.m.
Als seine "größte Niederlage" bezeichnete Huainigg in der Freitagausgabe der "Salzburger Nachrichten" das auch kirchlicherseits vielkritisierte Fortpflanzungsmedizingesetz mit der - wie er sagte - "Einführung der Selektion nach wertem und unwertem Leben durch die Präimplantationsdiangnostik" sowie die "Missachtung der Kinderrechte" im Zusammenhang mit Samen- und Eizellspenden. Verboten werden müsse die derzeit mögliche Tötung eines potenziell behinderten Fötus bis kurz vor der Geburt im Mutterleib, verwies Huainigg auf eine bestehende offene Baustelle. Eine solche sei auch noch die Inklusion behinderter Kinder in der Schule.
Eine von Huaniggs Initiativen mündete in eine seit mehr als einem Jahrzehnt währende Zusammenarbeit mit der Caritas und anderen Hilfsorganisationen: der Literaturpreis "Ohrenschmaus", der an Menschen mit Lernbehinderungen vergeben wird. Dies kennzeichnet einen für Huainigg typischen Zugang zum Thema Behinderung, der ohne Mitleidheischerei auskommt.
Scharfe Kritik übte der Nationalratsabgeordnete öfters an der ORF-Aktion "Licht ins Dunkel", für die "zu Weihnachten behinderte Menschen vor die Kamera gezerrt werden und durch Mitleid Spenden gesammelt werden". Erneuerungsbedürftig sei schon der Titel - so als würden nichtbehinderte Menschen im Licht, behinderte dagegen im Dunkel leben. Mit seinem beharrlichen Einsatz und dem von vielen geschätzten Humor beweist Huainigg die Unhaltbarkeit derartiger Klischees.
Quelle: kathpress