9 von 10 Prostituierten in Österreich Ausländerinnen
[HTML]Der 30. Juli ist der "Internationale Tag gegen Menschenhandel", wobei sich das Gesamtausmaß der diesbezüglichen Verbrechen "der Statistik entzieht": Das stellt die Diakonie Österreich in einer Aussendung fest. Die Dunkelziffer sei hoch, die meisten Fälle landeten nie vor Gericht.
Nach einer Analyse des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) werden zu 71 Prozent Frauen beziehungsweise Mädchen Opfer von Menschenhandel. In Österreich kommen neun von zehn Prostituierten aus dem Ausland.
Wie die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 30. Juli) berichtet, unterstützt die Hilfsorganisation "Solidarität mit Frauen in Not" (SOLWODI) Frauen, die Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution geworden sind. Die Grenze zwischen Menschenhandel und Prostitution sei fließend. Die Nichtregierungsorganisation wurde 1985 in Kenia gegründet. In Österreich engagiert sich seit 2010 eine Gruppe von Ordensfrauen im Rahmen der NGO gegen den Menschenhandel.
Die Franziskanerin Anna Mayrhofer, Leiterin von SOLWODI Österreich, hat schon viele Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution betreut. Einer ihrer ersten Fälle war ein 18-jähriges Mädchen aus Litauen: Die junge Frau, die auf der Straße lebte, wurde von Menschenhändlern nach Deutschland entführt, wo sie zur Prostitution gezwungen wird. In der ersten Nacht banden die Entführer sie an einen Kellerheizkörper und vergewaltigten sie zu siebent. Nach Jahren gelang der Zwangsprostituierten der Ausstieg, und sie flüchtete in eine der geheimen SOLWODI-Schutzwohnungen, die die Organisation in Wien und Innsbruck unterhält. Inzwischen hat die Frau, die nun Hilfsarbeiten verrichtet, einen Ehemann gefunden und ist Mutter geworden.
Auch in Österreich ist die sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen die häufigste Form des Menschenhandels. Die Initiative "Stopp Sexkauf", der SOLWODI angehört, fordert eine "Freierbestrafung" sowie ein bundesweites Werbeverbot für Prostitution, berufliche Bildungsmaßnahmen für Aussteigerinnen und verbesserte Aufenthalts- und Bleiberechte für Opfer von Menschenhandel.
2016 nahmen 38 Frauen Kontakt mit SOLWODI auf. Die meisten stammten aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Nigeria und wurden durch andere Nichtregierungsorganisationen und Beratungsstellen vermittelt. Mehr als die Hälfte war schwanger oder hatte bereits kleine Kinder. Viele der Prostituierten sind verschuldet, haben keinen Schulabschluss und keine Berufsausbildung, weshalb sie kaum Chancen auf einen Arbeitsplatz haben. SOLWODI begleitet die Frauen zu Behörden und Arztterminen, richtet Sprachkurse aus und regelt den Aufenthalt in Österreich.
Kampf gegen Prostitution in Kambodscha
Auch das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" macht anlässlich des Internationalen Tags gegen Menschenhandel auf die Verbrechen aufmerksam. Für von Menschenhandel und Zwangsprostitution betroffene Frauen in Kambodscha sei es sehr schwierig, von den Menschenhändlern loszukommen, erklärt Projektreferentin Aleksandra Kolodziejczyk: "Kann sich eine Frau befreien, wird sie häufig von der Gesellschaft stigmatisiert."
"Ich war 14 Jahre alt, als eine Frau mittleren Alters an die Tür unserer Hütte klopfte. Sie versprach einen gut bezahlten Job in der Hauptstadt Phnom Penh. Wir lebten in bitterer Armut. In gutem Glauben nahmen wir das Angebot mit Freude an", erzählt eine junge Kambodschanerin. Gleich nach der Ankunft wurde sie an ein Bordell verkauft, als Sklavin gehalten und zur Prostitution gezwungen. Sämtliche Fluchtversuche scheiterten.
Gemeinsam mit der kambodschanischen Partnerorganisation "AFESIP Fair Fashion" hilft Brot für die Welt Opfern in Kambodscha, ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Mittel sind psychologische Betreuungen, Ausbildungen und in weiterer Folge Anstellungen mit geregeltem Einkommen. AFESIP Fair Fashion bietet selbst versicherte Arbeitsplätze mit angemessenen Arbeitszeiten und gerechter Entlohnung an.
Informationen zu SOLWODI gibt es unter www.solwodi.at (Spenden: IBAN AT55 3200 0000 1162 4640). Die Hilfsorganisation hat außerdem für alle Frauen in Not unter +43- 664-88632590 eine kostenlose Hotline eingerichtet. Infos zu Brot für die Welt unter www.brot-fuer-die-welt.at (Spenden: AT67 2011 1287 1196 6366).
Quelle: kathpress