Umweltschutz politisch nach wie vor Randthema
"Umweltschutz ist nach wie vor ein Randthema in der Politik": Das hat der Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, Pater Franz Helm, am Samstag im Interview mit Kathpress am Rande der "Fachtagung Weltkirche" in Lambach betont. Die Politik unterschätze immer noch die Brisanz des Themas, "weil die nachteiligen Folgen, die über kurz oder lang auf uns zukommen werden, im Moment noch zu wenig spürbar sind". Das sei bedenklich, "denn jetzt hätten wir noch die Chance dem Klimawandel entgegenzuwirken".
Kritik übte Helm auch am bereits gestarteten Wahlkampf und die marginale Rolle, die das Umweltthema darin einnehme. Grund dafür sei das dominante Flüchtlingsthema, das bewusst in den Fokus gestellt werde. Eine Rolle spiele hier auch die einseitige Berichterstattung in den Medien, die dem Thema Umweltschutz zu wenig Aufmerksamkeit widme und "nur dann darüber berichten, wenn irgendwo wieder eine Katastrophe passiert".
Verlustängste prägen Debatte
Ähnliches nehme er auch in der Gesellschaft wahr, denn auch dort sei der Umweltschutz nur ein Randthema, "weil damit eine große Verlustangst um den eigenen Wohlstand einhergeht"; und das nicht ganz grundlos, so Helm, "denn wir müssen unseren Lebensstil umstellen".
"Ganz wichtig" sei ein nachhaltiger, ökologischer und sozial gerechter Lebensstil. Hier spiele vor allem die Ernährung eine wichtige Rolle und das damit verbundene Konsumverhalten. Einkaufen werde so zu einem "Akt des Abstimmens darüber, wie es in Zukunft mit der Umwelt aussieht". Hand in Hand müssten damit von der Politik geschaffene Rahmenbedingungen gehen, die einen nachhaltigen Lebensstil erst ermöglichen.
Mit der Verlustangst der Menschen spiele aktuell auch ganz bewusst die Flüchtlingspolitik. Aussagen wie "die kommen, um dir den Arbeitsplatz zu nehmen" oder "die kommen, um deine Sozialleistungen, die du finanzierst, zu konsumieren", würden bewusst eingesetzt, um Angst zu erzeugen. Helm räumte zwar ein, es gebe eine Flüchtlingskrise, Österreich habe aber genug Ressourcen, um diese zu bewältigen. Im Moment setzte die österreichische Regierung aber mehr auf eine Symptombekämpfung und "keine wirkliche Auseinandersetzung mit den Ursachen". Das System, das zu diesen Flüchtlingsströme führe, werde nicht in Frage gestellt und auch nicht bekämpft, so Helm. Zu wenig Unterstützung gebe es auch für jene Menschen, die sich in dem Bereich engagieren. Viele von ihnen seien deshalb demotiviert.
Eine positive Bilanz zog Helm zur Fachtagung. Die thematische Auseinandersetzung habe Betroffenheit ausgelöst, andererseits aber auch das bereits bestehende Engagement aufgezeigt. Ziel der Tagung sei es gewesen, Erfahrungen aus anderen Kontinenten mit jenen aus Österreich zu verbinden. Thema sei auch die Vernetzung hin zu Wirtschaft und Politik gewesen, um in Folge konkrete Schritte zu ermöglichen. Oft leide man aber auf beiden Seiten unter "Sprachunfähigkeit und der Unfähigkeit, Dinge zu verstehen und zu übersetzen".
An der Fachtagung nahmen von Freitag bis Samstag in Lambach zum Thema "Die Erde sind Wir - Schritte zur ökologischen Umkehr" rund 140 Interessierte teil. Unter ihnen waren Militärbischof Werner Freistetter als zuständiger Referatsbischof, Weihbischof Broderick Pabillo aus Manila, Monicah Wanjiru aus Nairobi und der Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), Heinz Hödl.
Quelle: kathpress