Theologie-Fachzeitschrift zum Thema Frauen: "Keine Marginalie"
"Die Frauenfrage ist keine kirchliche und theologische Marginalie. Der Umgang der Kirche mit den Frauen ist entscheidender Ausweis ihrer Glaubwürdigkeit": Diese Überzeugung hat der Chefredakteur der Linzer "Theologisch-praktischen Quartalschrift" (ThPQ), Ansgar Kreutzer, im Vorwort zur aktuellen Ausgabe 3/2017 formuliert. Das Heft unter dem Titel "Frauen - Standpunkte, Debatten, Perspektiven" bietet u.a. Beiträge über den Frauendiakonat, die Debatte über Postfeminismus und die Situation von Frauenorden.
"Kirche soll Modell für partnerschaftliches Zusammenleben und -wirken von Männern und Frauen sein", berief sich der Linzer Fundamentaltheologe Kreutzer auf ein schon im Jahr 1981 publiziertes Hirtenwort der deutschen Bischöfe. Das Frauenthema stehe kirchlich wie aus gesamtgesellschaftlich für den Begriff "Wiedervorlage" aus der Verwaltungssprache und damit für einen Prozess, der "noch nicht zu einem befriedigenden Ergebnis gelangt" sei.
Viele Feminismus-Ziele noch unerfüllt
In der neuen ThPQ-Ausgabe zieht die Frankfurter Moraltheologin Edeltraud Koller Bilanz darüber, was aus dem gesellschaftlichen Projekt der Frauenemanzipation geworden ist. Viele Ziele der Geschlechtergerechtigkeit seien noch unerfüllt geblieben, von einem "postfeministischen" Zeitalter zu sprechen sei somit verfrüht. Wie Eva Fleischer und Andrea Trenkwalder-Egger, beide FH-Professorinnen am Management Center Innsbruck mit Arbeitsschwerpunkten in Sozialer Arbeit, aufzeigen, gibt es bei der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit nach wie vor ein Ungleichgewicht: Häusliche Pflege werde zu 70 Prozent von Frauen geleistet.
Die nun auch von einer Vatikankommission aufgegriffene Debatte um den Diakonat der Frau behandelt die deutsche Systematische Theologin Margit Eckholt und ergreift selbst klar Partei: Diakoninnen in der katholischen Kirche seien notwendig, gerade "in modernen, globalisierten und von verschiedensten 'Exklusionen' bestimmten Zeiten". Die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Katharina Ganz, beschreibt nüchtern die zum Teil dramatischen Ab- und Umbrüche, denen Frauenorden heutzutage ausgesetzt sind. "Zugleich entdeckt sie in inspirierender Weise die darin liegenden Chancen zu Neuaufbrüchen", weist Ansgar Kreutzer hin.
Die feministische Theologin Andrea Qualbrink vergleicht in ihrem Beitrag Frauen in Leitungspositionen in Wirtschaft und Kirche und stellt dabei überraschende Parallelen fest. Die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit entspricht sowohl der gleichen Würde aller Menschen als auch dem jüdisch-christlichen Menschenbild, zeigt die Schweizer Theologin Martina Bär auf.
Die Theologisch-praktische Quartalschrift - sie ist das zweitälteste deutschsprachige theologische Fachmedium - wird von den Lehrenden an der Katholischen Privat-Universität Linz (KU) herausgegeben. Seit 2017 bietet der Verlag Pustet die ThPQ auch als eBook und ePDF an. (Link: www.thpq.at)
Quelle: kathpress