Carinthischer Sommer präsentiert Kirchenoper über Hemma von Gurk
"Ich will die Menschen erwachen sehen aus der Dummheit, der Ablenkung, der Gier": Mit diesem Zitat von Hemma von Gurk unterstreichen die Veranstalter des diesjährigen Carinthischen Sommers die Aktualität der Heiligen und Kärntner Landespatronin. Ihr ist die diesjährige Kirchenoper bzw. "Weibspassion" im Rahmen des wichtigsten Kärntner Kulturfestivals gewidmet, die am kommenden Donnerstag, 27. Juli, um 20 Uhr in der Stiftskirche Ossiach uraufgeführt wird. Für dieses Auftragswerk des Carinthischen Sommers zeichnen der Kärntner Komponist Bruno Strobl und der Schriftsteller Franzobel als Libretto-Autor verantwortlich.
Weitere Aufführungen von "Hemma" sind dort am 29. und 30. Juli geplant, danach wechselt das Ensemble am 2. und 3. August in die Basilika Maria Loreto in St. Andrä im Lavanttal.
Hemma von Gurk (995-1045?) war eine Kärntner Adelige, Kirchen- und Klostergründerin am Beginn des zweiten Jahrtausends; ihre sterblichen Überreste ruhen in der Krypta des Gurker Doms. Seliggesprochen wurde sie 1287, bis zur Heiligsprechung 1938 vergingen sechseinhalb Jahrhunderte.
"Reich, schön und vor allem klug"
"Reich, schön und vor allem klug" - diese Eigenschaften hätten Hemma - so heißt es auf der Festival-Website - auf die Männer ihrer Zeit provozierend gewirkt. "Hemma - eine Weibspassion" zeichne ein Bild der Kärntner Landesheiligen, "das überraschend aktuell ist": Hemma sei im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen der Familie, ihres Mannes Wilhelm von Friesach und der Kirche an sie und auf der anderen Seite ihrem Wunsch nach einem erfüllten Leben nach eigenen Vorstellungen gestanden: "Der durch Brutalität und starre Hierarchien geprägten Gesellschaftsordnung ihrer Zeit, verkörpert durch den gräflichen Ehemann und den Erzbischof, widersetzt sie sich mit Intelligenz und Unbeugsamkeit".
Der mehrfach ausgezeichnete Kärntner Komponist Bruno Strobl, langjähriger Präsident der Österreichischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für neue Musik (IGNM), vertonte das Libretto des oberösterreichischen Schriftstellers Franzobel und schuf damit bereits seine zweite Kirchenoper für den Carinthischen Sommer: 2012 widmete der heute in Wien lebende Komponist sein Werk Sara, der Gemahlin Abrahams.
Auch Franzobel (eigentlich Franz Stefan Griebl), bekam für seine Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Kinderbücher und Lyrik viele Auszeichnungen, darunter 1995 den Ingeborg-Bachmann-Preis und 2002 den Arthur-Schnitzler-Preis.
Regie bei der Hemma-Kirchenoper führt Kristine Tornquist, die sich laut Festival-Website darauf spezialisiert hat, Opern an Orten aufzuführen, die nicht immer schon Theater waren. Juliette Mars wird als Hemma zu sehen sein, sie war zuletzt in "Hoffmanns Erzählungen" an der Wiener Staatsoper zu hören. Der Bass-Bariton Andreas Jankowitsch wird Graf Wilhelm von Friesach verkörpern. Simeon Pironkoff steht am Pult des Kärntner Sinfonieorchesters.
Beim noch bis 26. August währenden Carinthischen Sommer 2017 unter der Leitung von Intendant Holger Bleck sind an verschiedenen Spielstätten in Kärnten Klassik, Jazz und zeitgenössische Musik zu hören. Geistliche Musik interpretieren u.a. das Frauenstimmen-Ensemble Sjaella, das Wiener Originalklangensemble dolce risonanza und das Vokalensemble "Cinquecento - Renaissance Vokal". Außerdem wurden im Auftrag des Carinthischen Sommers literarische Texte vertont, unter anderem von Maja Haderlap, Josef Winkler und Antonio Fian. (Infos: www.carinthischersommer.at)
Quelle: kathpress