Statue vor Salzburger Kirche prangert Abschottungspolitik an
Eine Skulptur, die auf das Leid der Flüchtlingsströme von heute und auf Probleme des derzeit versuchten politischen Weges der Abschottung und Ausgrenzung verweist, ist seit Freitag vor der Salzburger Kirche St. Elisabeth und dem darin befindlichen "Bibelwelt-Erlebnishaus" zu sehen. Der 1,8 Meter hohe "Gottesknecht" des Künstlers Norbert Zuckerstätter stellt einen Mann dar, der einen Stacheldrahtzaun anhebt. Die provokante Botschaft der Statue: "Gott ist parteiisch. Er steht auf der Seite der Rechtlosen und Vertriebenen. Wer Flüchtlinge aussperrt, sperrt Gott aus."
Der Name der Figur - "Der Zaunheber - Jesajas leidender Gottesknecht heute" - ist dem Alten Testament entnommen und steht für "Gerechtigkeit statt Ausbeutung". Der Gottesknecht sei "einer, der belächelt, ausgespottet, ja gefoltert wird und sich dennoch für andere einsetzt", teilte die Erzdiözese Salzburg in einer Aussendung mit. Der beim Propheten Jesaja um das Jahr 550 vor Christus erwähnte "Gottesknecht" verkünde ein Gottesbild der Gewaltlosigkeit, die der einzige Weg aus der Gewaltspirale und dabei auch heute noch revolutionär sei. Jesus habe sich mit dieser Figur sehr intensiv beschäftigt.
Die Geschichte Israels im Alten Orient sei durch Fremdbesetzung gewesen, erklärte der Pfarrer von St. Elisabeth, Heinrich Wagner, den Hintergedanken. Bis auf wenige Jahrzehnte um die Jahrtausendwende vor Christus sei das Volk stets verschiedenen Großmächten tributpflichtig gewesen. Eine "dauernde Erfahrung von Unrecht und Ausbeutung" sei damit verbunden - weshalb auch die Gerechtigkeit "das Wort, um das sich das ganze Alte Testament dreht" sei, so der Theologe.
Auch heute seien Menschen notwendig, "die Gewalt nicht mit Gegengewalt beantworten und so ein Hoffnungszeichen setzen", sagte Wagner. Die Skulptur von Zuckerstätter solle dies versinnbildlichen. Die Figur wurde in mehrmonatiger Arbeit zunächst aus Ton modelliert und anschließend in Beton gegossen. Sie wird nach der Anfangszeit in St. Elisabeth auch an anderen Plätzen in der Stadt Salzburg zu sehen sein.
Es reiche nicht aus, die Bibel rein kognitiv verstehen zu wollen, weshalb man sie in der "Bibelwelt" mit allen Sinnen erfahrbar machen wolle, erklärte der Direktor der Einrichtung, Eduard Baumann.
Das seit zwei Jahren geöffnete "Bibelwelt"-Erlebnismuseum in der Plainstraße der Elisabeth-Vorstadt wurde von Pfarrer Wagner initiiert und verzeichnet derzeit rund 600 Besucher pro Monat. Das Angebot umfasst neben dem Nacherleben von Szenen aus dem Leben Jesu sowie des Apostel Paulus, einer aktuellen Ausstellung zur "Bibel und das liebe Geld" und zahlreichen Erlebniselementen für alle Altersgruppen u.a. einen Bibelgarten, lebendige biblische Tiere und den "Babylonischen Turm". Getragen wird das Projekt vom ökumenisch geführten Verein "Bibelwelt" mit Unterstützung der Stadtpfarre St. Elisabeth, des Seelsorgeamts der Erzdiözese Salzburg sowie zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeiter. (Infos: www.bibelwelt.at)
Quelle: kathpress