Papst Franziskus ist "Balsam auf die Seele"
Die Signale, die Papst Franziskus in seinem bisherigen Pontifikat gesetzt hat, "sind für einen Sozialdemokraten Balsam auf die Seele": Das hat der langjährige SPÖ-Parlamentarier Günter Kiermaier am Donnerstagabend in Amstetten bei der Präsentation seiner Lebenserinnerungen mit dem Titel "Mit Kreuz und roter Fahne" betont. Die Kirche habe hohe Bedeutung in der Solidarität mit Leidenden und Unterdrückten, wobei Papst Franziskus viele dafür wichtige Werte selbst vorlebe. Dazu gehöre etwa der Einsatz für Arme und an den Rand Gedrängte, oder auch der Verzicht auf Eitelkeit und Pomp.
Kiermaier war von 1990 bis 2003 Mitglied des SPÖ-Klubs im Nationalrat. Als seine Lebensaufgabe bezeichnete er es, "Brückenbauer zwischen Kirche und Sozialdemokratie zu sein" und teils noch immer bestehende Feindbilder abzubauen. Bedarf dafür gebe es durchaus: "Die Kirche erkannte und anerkannte oft nicht, dass sich im Wollen der Sozialdemokratie etwas zutiefst Christliches, nämlich das Streben nach Menschlichem und Nächstenliebe befand." Umgekehrt sei es Sozialdemokraten oft nicht klar gewesen, dass Werte wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Solidarität biblischen Ursprungs seien.
Sozialdemokratischer Abgeordneter und zugleich aktiver Christ zu sein, hätten für ihn einst bedeutet, mit Vorurteilen kämpfen zu müssen. "Ich liebe die Kirche", so der Amstettner Politiker; sie sei ebenso seine religiöse Heimat wie ihm die Sozialdemokratie die politische sei. Faktoren, die sein eigenes Leben beeinflusst hätten, seien einerseits der Glaube als Katholik gewesen, weiters die bei den Pfadfindern der Don-Bosco-Pfarre erlernte Hilfsbereitschaft sowie auch der Einsatz dafür, dass es Benachteiligten besser gehe.
Sein Leben sei besonders von seinem christlichen Elternhaus, den Franziskaner-Schulschwestern, von einem Kapuzinerpater sowie besonders von den Salesianern Don Boscos geprägt worden, blickte Kiermaier zurück. Aufgewachsen im Umfeld des Salesianerordens, habe er während der Nationalratssitzungen in Wien oft in deren Provinzzentrale im Don Bosco Haus übernachtet und am Abend lange mit prominenten Vertretern wie etwa den emeritierten Bischöfen Alois Kothgasser und Ludwig Schwarz über "Gott und die Welt" diskutiert.
Kiermaier hatte neben seiner Arbeit als Gastwirt und Nationalratsabgeordneter - in der er viele parteiübergreifende Kontakte pflegte - viele ehrenamtliche Funktionen inne. Er war u.a. 13 Jahre Bundesvorsitzender der Ehemaligen Don Boscos, engagierte sich im Katholischen Laienrat und in der Arbeitsgemeinschaft für Christen und Sozialdemokratie (ACUS) und ist aktives Mitglied in der Pfadfinder-Gemeinschaft. In der Diözese St. Pölten arbeitete er jahrelang im Pastoralrat mit sowie im diözesanen Arbeitslosenfonds. Die vielen kirchlichen Funktionen habe er aus Dank für die vielfache von der Kirche erfahrene Unterstützung übernommen, sagte er rückblickend.
Politiker müssten auch heute immer das Ideal des Wohles der Gesellschaft und der Menschen verfolgen statt vordergründig um das eigene Wohlergehen besorgt zu sein, forderte Kiermaier. Eine Verkleinerung des Nationalrates befürworte er nicht, da die Mandatare in ihren Wahlkreisen nahe an den Menschen bleiben und deren Sorgen und Nöte wahrnehmen sollten. Als Unternehmer und sozialdemokratischer Abgeordneter bekräftige er außerdem: "Geht es den Menschen gut, dann geht es den Wirtschaft gut."
(Das Buch "Mit Kreuz und roter Fahne" ist ab Mitte Juli in der Buchhandlung Thalia, 3300 Amstetten, Hauptplatz 28, erhältlich)
Quelle: kathpress