Pädagogische Werktagung nimmt Kinderrecht in den Blick
Die Umsetzung von Kinderrechten, wie sie in der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten werden, steht derzeit im Fokus der 66. Internationalen Pädagogischen Werktagung in Salzburg. Ein Faktencheck zur Umsetzung dieser Rechte falle aktuell "ernüchternd" aus, so die Einschätzung des Erziehungswissenschafters Andreas Paschon. "Mangelernährung, hohe Kindersterblichkeitsraten, Kinderarbeit, sexueller Missbrauch - statistische Zahlen verstören und lassen zudem eine hohe Dunkelziffer befürchten", so Paschon. Der Experte ist auch stellvertretender Leiter und Curricular-Vorsitzender des Fachbereichs Erziehungswissenschaften an der Universität Salzburg.
Einen wesentlichen Beitrag zur UN-Konvention über die Rechte des Kindes habe bereits 1929 der Humanist, Schriftsteller, Pädagoge und Kinderarzt Janusz Korczak geliefert. Die Grundpfeiler seiner Pädagogik, "mit Kindern zu fühlen, sie zu begleiten statt zu bevormunden, sie aus Fehlern lernen zu lassen und in hohem Maße zu beobachten und zu reflektieren", gelten auch heute noch, so Paschon. Diesen stark partizipativen Ansatz sieht der Erziehungswissenschafter unter anderem in Projekten wie der Kinderstadt "MiniSalzburg" verwirklicht, wo Kinder Verantwortung übernehmen dürfen und ihre Welt aktiv mitgestalten können.
Univ.-Prof. Michael Winkler, Professor Allgemeine Pädagogik und Theorie der Sozialpädagogik an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, beleuchtete die pädagogische Theorie, die Korczaks Handeln und Überzeugungen zugrunde liegt. Vor rund 100 Jahren habe Korczak die Magna Carta Libertatis - ein Grundgesetz für das Kind - gefordert. Drei Grundrechte kristallisierten sich dabei heraus: "Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod, das Recht auf den heutigen Tag und das Recht darauf, so zu sein, wie es ist", so Winkler.
Die Aufgabe der Eltern und Erziehenden liege darin, so Winkler, bei der Verleihung dieser Rechte möglichst wenig Fehler zu machen. Dafür müssten sie sich mit der Welt der Kinder vertraut machen, gleichzeitig aber für ausreichend Distanz sorgen.
Janusz Korczak habe für möglichst wenig Intervention in der Entwicklung des Kindes plädiert, "was mitunter als Antipädagogik missgedeutet wird". Vielmehr mache sich Korczak dafür stark, "dass Erziehung den individuellen Lebenssituationen von Kindern gerecht wird, dass Kinder nicht objektiviert und optimiert werden, sondern als freie, eigenständige Lebewesen wahrgenommen und als solche altersgerecht in ihrer Entwicklung unterstützt werden". Eltern will Winkler dazu animieren, "die Eigenständigkeit ihres Kindes zu achten und ihren Blick auf sein individuelles Wesen zu lenken".
Die Werktagung gilt als eine der wichtigsten pädagogischen Tagungen im deutschsprachigen Raum mit jährlich mehreren Hundert Teilnehmern. Veranstaltet wird sie vom Katholischen Bildungswerk Salzburg in Kooperation mit der Caritas Österreich und der Universität Salzburg. Weitere Vorträge zum Thema Kinderrechte finden bis einschließlich Freitag jeweils um 9.15 Uhr und 11.00 Uhr in der Großen Universitätsaula am Max-Reinhardt-Platz statt.
(Infos: www.bildungskirche.at/Werktagung)
Quelle: kathpress