Caritas unterstützt Öffnung von Lehrstellen für junge Asylwerber
In einer ersten Reaktion hat Caritas Präsident Michael Landau die Forderung von AMS-Chef Johannes Kopf, den Zugang zur Lehre für junge geflüchtete Menschen mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit zu erleichtern, begrüßt. "Dieser Vorstoß ist klug und sinnvoll - aus Sicht der Betroffenen, aber auch aus Sicht der Gesellschaft insgesamt." Unternehmen und die Wirtschaft könnten hier wichtige Partner gelingender Integration sein. Allein deshalb, "weil wir es uns als Gesellschaft gar nicht leisten können, auf vorhandene Talente und Begabungen zu verzichten". Wenn das AMS in dieser Frage vermittelnd wirken könne und wenn die Lehrlingsentschädigung dazu beitrage, dass junge Asylwerber die Ausbildung abschließen, "ist das ganz im Sinne einer gelingenden Arbeitsmarktintegration".
Junge Schutzsuchende, die auf ihren Asylbescheid warten, dürfen, so Landau in einer Aussendung am Montag, aktuell nur mit Sonderbewilligung und nur dort, wo ein Fachkräftemangel herrscht, eine Lehre beginnen. Rund 400 Asylwerber haben derzeit eine derartige Sonderbewilligung. Die Jugendlichen müssen sich die Lehrstellen selbst oder mithilfe von NGOs oder Freiwilligen suchen, das AMS ist bisher nicht für sie zuständig.
Landau ermutigte die Bundesregierung in diesem Zusammenhang aber auch, im Bereich der Ausbildungspflicht weitere Schritte zu setzen. "Die jüngst beschlossene Ausbildungspflicht ist ein Meilenstein in der österreichischen Bildungspolitik. Hier sei der Bundesregierung ein großer Wurf gelungen. "Doch es wäre wünschenswert, dass diese Ausbildungspflicht auch für junge Asylwerber mit all ihren Talenten, Interessen und Begabungen gilt."
Denn Bildung sei die beste und nachhaltigste Form der Integration. Hier würden sonst Potenziale brach liegen gelassen und junge Menschen entmutigt. "Als Caritas wünschen wir uns daher eine Ausweitung der Ausbildungspflicht bis 18 Jahre auch auf Asylsuchende. Ganz praktisch heißt das, Bildungsangebote für nicht mehr Schulpflichtige auszubauen. Geflüchtete 16-Jährige haben heute oft keine Chance, in eine Schule zu kommen", so Landau. Enorm wichtig sei überdies jede Unterstützung bei der Anerkennung von mitgebrachten Qualifikationen und Bildungsabschlüssen, so Landau weiter. Auch hier sei mit dem Anerkennungs- und Bewertungsgesetz ein erster Schritt gesetzt, aber noch viel zu tun.
Graz: Integrationsbeauftragter unterstützt Kopf-Vorschlag
Unterstützung erhält der jüngste Vorschlag von AMS-Chef Johannes Kopf auch vom diözesanen Integrationsbeauftragten und Generalsekretär der Diözese Graz-Seckau, Erich Hohl. Es sei eine wichtige Maßnahme, die viel zur Entkrampfung und für ein besseres gegenseitiges Verständnis beitragen kann, betonte Hohl in einer "Kathpress" vorliegenden Stellungnahme am Montag.
Eine solche Maßnahme sei aus vielen Gründen sinnvoll: "Zum einen kommen die jungen Asylsuchenden in eine geregelte Tagesstruktur und zum anderen ist es später ohne entsprechende fundierte Qualifikation viel schwieriger, einen Arbeitsplatz zu finden." Erste Integrationsschritte könnten damit sehr rasch beginnen. Die derzeit oftmals sehr lange Zeit des Nichtstuns und des Wartens auf einen Asylbescheid könnte für Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen gut genutzt werden.
Ein wirklicher Meilenstein wäre es, wenn alle Asylsuchenden vom ersten Tag an eine Arbeitsgenehmigung bekommen könnten, so Hohl. "Menschen, die arbeiten wollen und entsprechend qualifiziert sind, sollten verstärkt die gesetzliche Möglichkeit erhalten, ihren Lebensunterhalt - zumindest teilweise - mit legaler Erwerbsarbeit zu verdienen."
Quelle: kathpress