Müller dementiert Differenzen mit Papst und will in Rom bleiben
Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat sich zu zu seiner Ablösung als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation geäußert. "Differenzen zwischen mir und Papst Franziskus gab es nicht", sagte er der in Mainz erscheinenden "Allgemeinen Zeitung" (Sonntagausgabe). Der Kurienkardinal, der aus Mainz stammt und Diözesanbischof in Regensburg war, hält sich an diesem Wochenende in seiner Heimatstadt auf, weil er mit früheren Klassenkameraden sein 50-jähriges Maturajubiläum feiert. Am Sonntag feierte er auf Einladung des Mainzer Domkapitels ein Pontifikalamt im Mainzer Dom, wie die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA auf "Kathpress"-Anfrage bestätigte.
Müller sagte im Interview weiter, dass es auch über das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia" keinen Streit gegeben habe. Bedauern bekundete er darüber, dass der Papst vor wenigen Wochen drei seiner Mitarbeiter entlassen habe. "Das waren kompetetente Leute."
Er selbst habe am Freitagmittag von Franziskus erfahren, dass dieser die Position neu besetzen wolle. "Mir macht das wenig aus", so der Kardinal. "Jeder muss mal aufhören." Seine fünfjährige Amtszeit sei abgelaufen. Der Papst habe ihm mitgeteilt, dass er dazu übergehen wolle, die Amtszeiten generell auf fünf Jahre zu begrenzen, "und da war ich der Erste, bei dem er das umgesetzt hat".
Er werde im Vatikan bleiben, kündigte Müller an: "Ich werde wissenschaftlich arbeiten, meine Funktion als Kardinal weiter ausüben, in der Seelsorge tätig sein. Ich habe in Rom genug zu tun."
Der emeritierte Regensburger Dogmatiker Wolfgang Beinert sagte der "Deutschen Presse-Agentur", das Verhältnis zwischen Franziskus und Müller sei von Anfang an nie sehr innig gewesen. "Das sind von der Chemie her zwei verschiedene Leute, die von Natur aus nicht zusammenpassen." Eine Ablösung Müllers als Chef der Glaubenskongregation im Vatikan sei allerdings eine Strafe. "Das ist eine Entlassung ins Nichts", sagte der ehemalige Hochschulprofessor: "Wo wollen Sie so einen Mann hintun?" Es gebe keine adäquate Lösung. Zumal Müller mit 69 Jahren für einen Kardinal recht jung und arbeitsfähig sei.
Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs sagte gegenüber der "Mittelbayerischen Zeitung" (Sonntagausgabe), das Revirement in der Glaubenskongregation komme sehr überraschend. Für eine Stellungnahme sei es noch zu früh.
"Für mich ist es keine Überraschung, dass es so gekommen ist", sagte demgegenüber Fritz Wallner, der frühere Vorsitzende des Regensburger Diözesanrats der Katholiken - ein Laiengremium, das Müller als Regensburger Bischof 2005 aufgelöst hatte, um danach ein Diözesankomitee einzusetzen. "Während seiner zehn Jahre als Bischof von Regensburg hat er wiederholt gezeigt, dass er aufgrund seiner mangelnden sozialen Kompetenz nicht zusammenführen kann, sondern eher zerstört. Warum sollte dies in Rom in der neuen Aufgabe anders gewesen sein?"
Der Regensburger Regionalbischof Hans-Martin Weiss äußerte sich aus grundsätzlichen Gründen nicht zur Personalentscheidung des Vatikans. Sein Verhältnis zu Müller war in der Regensburger Zeit teilweise angespannt. "Trotz manch ärgerlicher Situationen, habe ich mir aber die Achtung vor dem Menschen Gerhard Ludwig Müller bewahrt", sagte er.
Quelle: kathpress