Religionsleitfaden für Kindergärten in Vorbereitung
Die Stadt Wien will die Vermittlung von religiösen Inhalten in Kindergärten besser regeln. Bis Herbst soll ein "Leitfaden zum Umgang mit Ethik, Werten und Religion" erarbeitet werden, teilte Eva Rezniecek, die stellvertretende Leiterin der zuständigen Magistratsabteilung 10, der "Presse" (Freitagausgabe) mit. Über den Sommer wird an Inhalten und Formulierungen gefeilt, Vorgespräche mit den konfessionellen Kindergartenträgern gab es bereits. Elmar Walter von der katholischen St. Nikolaus-Tagesheimstiftung sprach gegenüber "Kathpress" von einem "Signal der Stadt, dass ihr das Thema Religion wichtig ist".
Festschreiben soll die Broschüre laut den bisherigen Informationen die pädagogische Grundhaltung, in der etwa sichergestellt wird, dass Religion einem Kind altersgerecht und seinen Bedürfnissen entsprechend beigebracht wird. Zwang und Indoktrinierung oder auch die Vermittlung eines strafenden Gottesbildes sollen dabei verboten sein. Als Beispiele für Wertegrundsätze, die festgeschrieben werden, nannte Rezniecek das Bekenntnis zu demokratischen Werten, Trennung von Staat und Kirche sowie die Gleichstellung von Mann und Frau.
Wie Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) im Gespräch mit der APA (Donnerstag) ausführte, könnten islamische Kindergärten etwa im Ramadan das Fasten durchaus zum Thema machen und etwa über Aspekte des Verzichts reden, aber nicht die Kinder dazu zwingen, nichts zu essen und zu trinken. Ähnlich sei auch die Feier des christlichen Nikolofestes grundsätzlich in Ordnung, doch dürften die Kinder dabei nicht eingeschüchtert oder verängstigt werden.
Ergänzung des Bildungsplans
Kindergärten sollten laut den bisherigen Ankündigungen künftig auch für Eltern klar erkennbar machen - sofern sie dies nicht bereits tun - wie sie mit Religion umgehen; etwa, ob sie ein konfessioneller Kindergarten sind, ob sie Glauben vermitteln wollen bzw. ob Religion als Bildungsinhalt Thema ist. Der Leitfaden soll Czernohorszky zufolge dem Bildungsplan anhängen, ist somit verbindlich und kann bei Verstößen mit Sanktionen belegt werden, die bis zum Entzug der Bewilligung bzw. der Förderungen reichen.
Der Wiener Leitfaden sei bereits Ende 2015 - noch unter Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger -angekündigt worden, das Thema sei Rezniecek zufolge jedoch komplexer als ursprünglich angenommen und habe deshalb zwei Jahre Entstehungszeit benötigt. Für die Erarbeitung sollten alle Religionsgemeinschaften einbezogen werden, hieß es aus dem Bildungsstadtrat. Den Kindergartenträgern und Vertretern von Religionsgemeinschaften seien die Eckpfeiler in einer gemeinsamen Sitzung präsentiert worden; nun würden die Details ausgearbeitet.
Religion bisher nur Randthema
Nach Einschätzung von Nikolausstiftungs-Geschäftsführers Elmar Walter soll der Leitfaden "ein wenig besser regeln, was ohnehin bereits gesetzliche Grundlage ist. Die Stadt Wien dokumentiert damit: Das Feiern von religiösen Festen hat einen Wert und Religion ihre Berechtigung, wenngleich sie aber nicht über den weltlichen Gesetzen stehen darf." Da Religion im Wiener wie auch im österreichischen Bildungsrahmenplan für Kindergärten "nur sehr rudimentär" aufscheine, sehe er die nun eingehendere Erwähnung positiv, sagte Walter. Als "Handlungsvorgabe" sei der Leitfaden laut den bisherigen Ankündigungen der Stadt allerdings nicht zu verstehen.
Quelle: kathpress