Gott ist vor allem im Flüchtling zu suchen
Aufgrund der ärmlichen Umstände, in denen Jesus geboren wurde, ist Gott auch heute "immer zunächst in den Armen zu suchen": Das hat Erzbischof Franz Lackner am Donnerstag bei der Priesterweihe von Christian Hauser im Salzburger Dom dargelegt. Für Gottes Menschwerdung habe es "kein legales Vorbild" gegeben. Priester und Seelsorger sollten dies bedenken bei der Begegnung mit Menschen, "deren Einmaligkeit und Einzigartigkeit in Leben und Geschichte in keinen Rahmen passt".
Da Jesus schon gleich nach der Geburt verfolgt und auf der Flucht war, müsse man sich für die Gottsuche weiters fragen: "Wird er nicht im Flüchtling vornehmlich zu suchen sein?", so Lackner weiter. Erst recht gelte diese Überlegung angesichts des Umgangs Jesu mit Schwachen, Kranken und Sündern. "Das sind Vorgaben, hinter die wir nicht mehr zurück dürfen; daran werden wir einmal gemessen und beurteilt werden", betonte der Erzbischof.
Die Predigt im Volltext
Den menschgewordenen Gott müsse man "zuerst im Menschen suchen", sagte Lackner. Das bedeute nicht, dass man "zu allem, was angeblich menschlich ist, Ja und Amen" sagen müsse, wohl aber, "dass wir nicht ohne unsere Brüder und Schwestern bei Gott einmal ankommen werden können". Sendung durch Gott gehe immer mit dem Auftrag einher, sich nach dem Vorbild Jesu für andere hinzugeben. Aufgabe der Priester sei es daher, Gebete und Bitten für andere Menschen "bis zur Selbstaufgabe unter Tränen" vor Gott zu bringen, von dem Rettung ausgehe.
"Ein Priester ist Freund Gottes und Freund der Menschen", so Lackners Definition, denn ebenso wie für den Menschen brauche ein Priester stete Wachsamkeit auch für Gott. "Die Gottesfrage darf in uns Priestern im Besonderen nicht zur Ruhe kommen", so der Salzburger Erzbischof mit einem Verweis auf einen Appell des Dichters Rainer Maria Rilke, "Lebe die Frage!" Priester seien in dieser Fragwürdigkeit geführt und würden - laut Rilke - allmählich und ohne es zu merken "in Antworten hineinfinden".
Quelle: kathpress