Dankbarkeit ist Grundlage der Priesterberufung
Priester dürfen nach den Worten des Linzer Bischofs Manfred Scheuer ihre Identität nicht von Selbstinszenierung, Abgrenzung oder Macht her definieren. "Wir sind auf dem Holzweg, wenn wir mit der Frage kommen: Was kann ein Priester, was darf er, was die anderen nicht dürfen?", sagte Scheuer am Donnerstag bei einem Gottesdienst mit Weihejubilaren im Linzer Alten Dom. Wesentlich sei vielmehr, Menschen zu Jesus zu führen und sie ihm "abzugeben", die eigene Berufung als Geschenk zu verstehen und Dankbarkeit dafür zu entwickeln.
Die Identität des Priesters befinde sich in einer Krise, zumal Priester oft keine Mittler zwischen Gott und den Menschen, sondern nur Verwalter seien, zitierte der Bischof eine Kritik von Papst Franziskus. Die Kirche müsse dagegen ankämpfen, indem sie ihre Selbstbezogenheit aufgebe. Sie solle sich nicht selbst als das Licht halten, sondern müsse Jesus ins Zentrum rücken. Ähnlich sollten auch Priester sich nicht selbst zelebrieren, sondern Zeugen sein und mit ihrem Leben "wie ein Zeigefinger" auf Jesus verweisen: Durch konkrete Hilfe für andere, in Form von Begleitung, Hinführung, Anwaltschaft und Lebenshilfe.
Besonders forderte Scheuer die Rückbesinnung auf den Wert der Eucharistie, in der sich symbolhaft das Leben, Sterben und die Auferstehung Jesu bündle. Wer in der Eucharistie die eigene, oft durchwachsene Biografie deute, erfahre Gottes Zuwendung und unbedingte Annahme, sagte der Bischof. In der Eucharistie spiegelten sich auch die Alltagserfahrungen von Armut und Sterben wider, vom Nicht-Angenommensein, Zu-kurz-Kommen, Überforderung und Misserfolgen über Leiden und Krankheit bis hin zu Enttäuschungen, finanziellem Desaster oder Miterleben eines Todes.
Hoffnungsgebend sei die Feier der Eucharistie jedoch vor allem, da Gott in ihr eine "Botschaft der Wiederzusammensetzung dessen, was zerbrochen ist, und der Festigung dessen, was auseinander gefallen ist" schenke, so Bischof Scheuer weiter. Die Kirche dürfe daher nicht vergessen, dass sie vor allem ein "Werkzeug der Versöhnung" sei, um Mauern, Abgründe und Entfernungen zu überwinden. Entscheidend sei für diese Tätigkeit "nicht der Reichtum der Mittel, sondern die Kreativität der Liebe".
15 Weihejubilare aus der Diözese Linz - Priester, die vor 25 bis 60 oder sogar 65 Jahren ihre Weihe empfangen hatten - waren der Einladung in den Alten Dom in Linz gefolgt und feierten mit Bischof Scheuer und seinem Vorvorgänger, Altbischof Maximilian Aichern, den Dankgottesdienst. Insgesamt begehen in diesem Jahr 64 oberösterreichische Priester ein Weihejubiläum, informierte die Diözese, darunter 42 Welt- und 22 Ordenspriester.
Quelle: kathpress