Österreichs Passionsspielorte starten in die Saison 2017
An zwei Orten Österreichs - dem steirischen St. Georgen am Kreischberg und dem vorarlbergischen Klostertal-Arlberg - wird in den kommenden Wochen mit viel Aufwand die Lebens- und Leidensgeschichte von Jesus Christus nachgespielt. Jeweils hunderte Laienschauspieler und ebensoviele ehrenamtliche Mitarbeiter hinter der Bühne sind involviert, die Vorbereitungen dauerten mehrere Jahre. Insgesamt werden Tausende Besucher bei zu den Vorstellungen erwartet.
Im St. Georgen wurde die Passion 2017 völlig neu konzipiert, teilte der zuständige Theaterverein mit. Die Bühne wurde vom Dorfplatz in die Kreischberghalle im Ortsteil St. Lorenzen verlegt, das reduzierte Bühnenbild mit Projektionen und Lichteffekten ergänzt. Der Regisseur und Autor Andreas Staudinger unterstützt laut der Ankündigung Spielleiter Klaus Sumann bei seiner Aufgabe, die Musik stammt aus der Feder des Jazzmusikers Silvano Moro sowie der jungen Komponistin Theresa Autischer.
Die Passionsspieltradition in dem obersteirischen Wintersport- und Passionsspielort geht auf die Zwischenkriegszeit zurück, geriet aber mit dem Zweiten Weltkrieg wieder in Vergessenheit. 1998 startete eine Wiederbelebung mit erneuten Passionen in mehrjährigen Abständen. Eine Besonderheit ist dabei, dass das "Böse" in Form von Teufelsgestalten auf die Bühne gebracht wird.
Die diesjährigen Aufführungen sind ab 9. Juli jeweils samstags und sonntags, die letzte Vorstellung ist am 15. August. Motto der Spiele ist: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein." (Infos: www.passionsspiele-sankt-georgen.at)
200 Mitwirkende aus vier Arlberg-Gemeinden
Eine jüngere, erst im Jahr 2003 gestartete Tradition, sind die Passionsspiele Klostertal-Arlberg, die zwischen 7. Juli und 5. August jeweils am Wochenende auf einem ehemaligen Sportplatz zu sehen sind. 200 Personen aus vier Gemeinden - Lech am Arlberg, Dalaas, Klösterle am Arlberg und Innerbraz - wirken auf der Bühne mit. 13 Aufführungen sind angesetzt, wobei die Veranstalter mit insgesamt bis zu 7.000 Besuchern rechnen. (Infos: www.passionsspiele2017.at)
Passionsspiele sind seit der Barockzeit im Alpenraum verbreitet. Sie wurden unter Kaiser Joseph II. mit einem Spielverbot belegt, kamen jedoch Ende des 19. Jahrhundert vereinzelt wieder auf. Zur Blüte kam es ab 1945, als Laienspielgruppen in ganz Österreich die Passionsspiele wieder aufleben ließen, allen voran in Erl, Thiersee und St. Margarethen.
Dass es jährlich nur wenige Austragungsorte gibt, kommt daher, dass die Passionsspiele stets in vier- bis sechsjährigem Abstand aufgeführt werden. An zwei österreichischen Passionsorten des Jahres 2017 ist die diesjährige Saison jedoch bereits zu Ende: In Feldkirchen bei Graz oder auch im Osttiroler Ort Aguntum wird die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu traditionell in der Fastenzeit und rund um das Osterfest dargestellt.
Um die bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Passionsspielen Europas sowie deren Vielfalt zu stärken, gibt es seit 1984 die sogenannte "Europassion". Mitglieder dieser Dachorganisation bekunden regen Erfahrungsaustausch wie auch den Willen, die Eigenart und Originalität jeder Gruppe zu wahren und gegenseitige Wertschätzung zu pflegen. Jährlich gibt es ein Treffen von Delegierten an einem Spielort, wobei nach Cieszyn (Polen) heuer das ungarische Kecskemet an der Reihe ist.
Quelle: kathpress