Hilfe für Christen im Irak verstärken
Kardinal Christoph Schönborn hat zur verstärkten Hilfe für die Christen in der nordirakischen Ninive-Ebene aufgerufen. Der Wiener Erzbischof unterstützt die Bemühungen von fünf heimischen kirchlichen Organisationen, die christlichen Flüchtlinge bei der Rückkehr in ihr vom IS zerstörtes Dorf helfen wollen. Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), "Christian Solidarity International Österreich" (CSI), "Kirche in Not" und die Initiative Christlicher Orient (ICO) sowie die "Kardinal König Stiftung" haben dazu die "Aktion Heimkehr" gestartet. Konkret geht es um das Dorf Baqofa, das rund 25 Kilometer nördlich von Mossul liegt und als "Österreich-Dorf" im Fokus der heimischen Hilfe steht.
Kardinal Schönborn war selbst im März 2016 im Nordirak mit vielen Flüchtlingen zusammengetroffen: "Ich sah Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, aber voll Hoffnung auf Rückkehr waren", so der Kardinal in einer Unterstützungserklärung. Durch die Rückeroberung von Mossul und der umliegenden Dörfer scheine die Rückkehr zumindest in einige Städte und Dörfer der Ninive-Ebene jetzt möglich.
Doch die Rückkehrer müssten ihre ausgebombten, ausgebrannten und geplünderten Häuser renovieren, und auch die gesamte Infrastruktur müsse neu aufgebaut werden. Aus eigener Kraft würden die Menschen dies trotz aller Bemühungen nicht schaffen, so Schönborn. Aber: "Mit unserer Hilfe ist es möglich!" Diese Hilfe habe dabei nicht nur einen humanitären Aspekt, denn, so Schönborn: "Die Christen im Orient hüten das Erbe des Urchristentums, das auch unser Erbe ist."
Marte: Solidarität wird ganz konkret
Zur Unterstützung des Österreich-Dorfes hat auch Johann Marte, Präsident der Stiftung "Pro Oriente" und Mitglied des Kuratoriums der Kardinal-König-Stiftung, aufgerufen. Die Initiative sei ein gutes Beispiel, "wie Solidarität mit den bedrängten Christen im Orient ganz konkret Gestalt annehmen kann". Es gehe nicht nur um Worte, sondern um Taten, wie Kardinal Franz König immer betont habe. Das Entscheidende sei, "dass eine Voraussetzung für das Miteinander von Christen und Muslimen geschaffen wird - in einer Gegend, in der Christen und Muslime seit 1.400 Jahren zusammengelebt haben", so Marte.
Die Wiener Pastoraltheologin Prof. Regina Polak, ebenfalls Kuratoriumsmitglied der Kardinal-König-Stiftung, bezeichnet die "Aktion Heimkehr" als ein "ganz wichtiges Zeichen der Solidarität mit den irakischen Christinnen und Christen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden". Möglichst viele Österreicherinnen und Österreicher "sollen mittun, damit die zweitausendjährige christliche Präsenz in der Ninive-Ebene weitergeführt wird".
In Baqofa lebten vor der Vertreibung durch den IS knapp 100 christliche Familien. Bisher sind rund 30 Familien zurückgekehrt. Die Infrastruktur (vor allem Strom- und Wasserversorgung) in Baqofa wurde vom IS völlig zerstört, die Häuser wurden restlos geplündert und sind zum Teil auch völlig ausgebrannt bzw. demoliert. Die bereits zurückgekehrten Familien hätten auch nicht genug zu essen und benötigten Nahrungsmittelhilfe, hieß es bei der Pressekonferenz. Im Ort herrsche auch großer Wassermangel. Das Wasser müsse mit Tankwägen in den Ort gebracht werden und sei verschmutzt. Um die Wasserversorgung sicherzustellen, müsste ein neuer Brunnen gegraben werden. Auch die vorhandenen Wasserpumpen seien defekt.
Sako: "Vertrauen in Zukunft gewinnen"
Der chaldäische Patriarch Louis Sako hat unterdessen die Christen des Westen eingeladen, in den Nordirak zu kommen, "um uns nicht nur materielle, sondern auch menschliche und spirituelle Hilfe zu leisten". Derzeit seien einige französische Gruppen in der Region, "aber wir würden noch mehr Gäste brauchen, die unseren Leuten helfen, wieder Vertrauen in die Zukunft zu gewinnen". Die Anwesenheit von Gästen aus den christlichen Ländern könne eine "Atmosphäre des Vertrauens und der Hoffnung" schaffen, nachdem so lange nur "Angst und Verzweiflung geherrscht" hätten.
Für den Wiederaufbau seien nicht nur materielle Mittel notwendig, sondern auch menschliche Beziehungen, der Austausch von Kenntnissen. Das könne auch ein Antrieb für die einheimischen Christen sein, sich in Bewegung zu setzen und den Wiederaufbau von Häusern und Kirchen entschlossen in die Hand zu nehmen: "Man kann nicht nur auf Hilfe von außen warten und selbst untätig bleiben".
Immerhin kehrten die Flüchtlingen jetzt langsam in die Kleinstädte und Dörfer der Ninive-Ebene zurück, betonte der Patriarch laut einem Bericht der Stiftung "Pro Oriente". Manche seien auch "Pendler", die zwar noch in Erbil, der sicheren Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion, leben, aber bereits beginnen, ihre Äcker wieder zu bearbeiten.
(Infos zur Hilfsaktion: www.akv.or.at, Spenden: CSI AKV Christen in Not, BIC: GIBAATWWXXX, IBAN: AT49 2011 1824 1397 6101)
Quelle: kathpress