Dem Hass im Netz "Paroli bieten"
Kardinal Christoph Schönborn hat dafür plädiert, dem Hass im Netz Paroli zu bieten. Gute Gesetze seien notwendig, aber noch "nicht ausreichend" vorhanden. Deshalb brauche es eine "kritische Gegenöffentlichkeit", die sich um die "Tugenden der Mäßigung, der Geduld und des Wohlwollens bemüht, und die den Hetzern, Simplifizierern und Phantasten in den sozialen Medien unaufgeregt, aber entschieden Paroli bietet", heißt es in einem am Wochenende veröffentlichen Statement im Rahmen des "#Respekt-Projekts" mehrerer österreichischer Tageszeitungen.
Gegen Hass und verbale Verrohung im Internet trat Kardinal Schönborn schon mehrfach auf. In einem "Kurier"-Interview beklagte er bereits 2015, dass ganz allgemein "der Ton, gerade im Internet, ungeduldiger, unduldsamer und aggressiver zu werden" scheine - nicht nur, aber besonders gegenüber Asylwerbern. Und der "Medienbischof" der Österreichischen Bischofskonferenz war im Vorjahr auch eine von mehreren Persönlichkeiten, die sich an der Kampagne "Gegen Hass im Netz" der Bundesregierung beteiligten.
Ihre Vorschläge für mehr Achtsamkeit in der digitalen Kommunikation präsentierten am Wochenende im Rahmen des Projekts neben dem Wiener Erzbischof auch Bildungsministerin Sonja Hammerschmid, der Politikwissenschaftler Anton Pelinka und der Unternehmer Niki Lauda.
Bildungsministerin Hammerschmid sieht in der "Verrohung von Verhaltensweisen" nicht nur ein Problem des Internets, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die mit der zunehmenden Ungleichheit zusammenhänge. "Wer zufrieden ist und ökonomisch abgesichert, sich akzeptiert fühlt, wird auch nicht hetzen - weder in der Schule, am Stammtisch noch im Netz." Es gelte, gemeinsam gegen die kleine Gruppe der Menschen, die die Gesellschaft auseinanderdividieren wolle, aufzutreten und ihr eine "zivilisierte Debattenkultur" entgegenzusetzen, die den weniger radikalen Meinungen des Meinungsspektrums Raum gebe.
Anton Pelinka erklärte, auf die Frage nach dem Warum von Hass und Gewalt im Interne gebe es zwar Antworten, aber kein Rezept für schnelle Lösungen. Es gehe um Erziehung, um Aufklärung im umfassenden Sinn, darum, den "Unsinn" zu entlarven und dem Hass im Internet die gesellschaftliche Grundlage zu entziehen. Niki Lauda plädierte dafür, seriöse Informationen zu forcieren. Er ermahnte alle Medien, "mit guten Journalisten ein gutes Produkt zu machen und nicht von irgendwo abzuschreiben".
"#Respekt" ist ein Gemeinschaftsprojekt der "Kleinen Zeitung" mit den Bundesländerzeitungen "Oberösterreichische Nachrichten", "Salzburger Nachrichten", "Tiroler Tageszeitung", "Vorarlberger Nachrichten" und "Die Presse". Die Serie thematisiert den oft verächtlichen Umgangston im Netz und skizziert Strategien zur Verbesserung.
Quelle: kathpress