Ab Herbst Bachelorstudium für islamische Theologie
Mit Beginn des kommenden Studienjahres kann an der Universität Wien das Bachelorstudium "Islamisch-Theologische Studien" studiert werden. Mit der vom Bund finanzierten Einrichtung dieses Studiums kommt sie einem gesetzlichen Auftrag nach, der im 2015 verabschiedeten Islamgesetz verankert ist, teilte die Universität Wien am Montag mit. Ziel sei die Etablierung eines wissenschaftlichen Diskurses im Bereich der islamischen Theologie und die Förderung einer "europäischen Prägung des Islam unter den rechtlichen und gesellschaftlichen Bedingungen Europas".
Auch seitens der katholischen Theologie hatte man die Einrichtung eines Hochschulstudiums für islamische Theologie mehrfach begrüßt. So hatte u.a. der Wiener Fundamentaltheologe Prof. Kurt Appel darin neue Möglichkeiten eines wissenschaftlich fundierten Religionsdialogs gesehen. Im Interview mit "Kathpress" wies er vor mehreren Monaten darauf hin, dass ein solches Projekt in Europa bisher nicht realisiert sei und geeignet wäre, dem christlich-islamischen Dialog mehr Tiefe zu verleihen. Wien könnte zum Vorreiter im Religionsdialog werden, meinte Appel.
Das neue Bachelorstudium soll "einen Beitrag zur Entwicklung einer Tradition der Islamischen Theologie und Studien auf der europäischen universitären Ebene" leisten und wird dafür mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen eng zusammenarbeiten, heißt es in der Präambel des neuen Studiums. Wer sich künftig an der Uni Wien für diese Studienrichtung entscheidet, befasse sich "wissenschaftlich und reflexiv mit den verschiedenen Lehrmeinungen und Strömungen im Islam in ihrer Pluralität und Heterogenität". Besondere Bedeutung wird auch der "Reflexion der Methoden und theologischen Ansätze, auch in Bezug auf den kulturellen, sozialen und politischen Kontext Europas" beigemessen.
"Haus der Religionen" in Wien 1
Erstmals bezeichnete die Universität Wien ihren Standort Schenkenstraße 8-10, wo neben den Instituten der Katholisch- und Evangelisch-Theologischen Fakultät nun auch das Institut für Islamisch-Theologische Studien - das organisatorisch allerdings der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät angehört - angesiedelt ist, als "Haus der Religionen". Das Studium sei "gut in die Fächervielfalt der Universität Wien eingebettet", wobei in "Brückenfächern" zu anderen Disziplinen Lehrende der jeweiligen Fachbereiche einbezogen würden.
Inhaltlich erlaubt das neue Bachelorstudium seinen Studenten, individuelle Schwerpunkte in den Bereichen Seelsorge, Gemeindearbeit, Religionspädagogik und Islamische Theologie zu setzen. Noch im Laufen sind die Stellenbesetzungen bei den Professuren für Alevitisch-Theologische Studien bzw. für Rechtswesen und Ethik im Islam; künftig sollen damit auch hier Schwerpunktsetzungen möglich sein.
Bereits eingerichtet sind an der Universität Wien Professuren für islamische Religionspädagogik - Lehrstuhlinhaber ist Ednan Aslan - sowie seit Jahresbeginn eine Professur für klassische und moderne Koranexegese, in der Person von Ahmet Takim. Auf Masterebene bietet die Universität das Studium bereits seit zehn Jahren Islamische Religionspädagogik an.
Quelle: kathpress