Ermordeten Roma Würde zurückgeben
Auf das Schicksal der von den Nazis ermordeten Roma und Sinti hat die Diözese Eisenstadt aufmerksam gemacht. An diese Menschen soll nun intensiver als bisher erinnert werden und ihnen damit auch ihre Würde zurückgegeben werden, wie Manuela Horvath, Leiterin der Roma-Pastoral der Diözese, in einer Aussendung betont.
Rund eine halbe Million Roma und Sinti fielen dem NS-Massenmord zum Opfer. Im burgenländischen Lackenbach wurden beispielsweise mehr als 4.000 Roma und Sinti in einem Zwangsarbeiterlager interniert, versklavt und auf das Unmenschlichste misshandelt, wie die Diözese in einer Aussendung mitteilte. Die Roma-Siedlungen in rund 124 burgenländischen Orten wurden dem Erdboden gleichgemacht, die Menschen in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.
Sie sei überzeugt, "dass die Errichtung von Gedenktafeln in Ortschaften mit ehemaligen Roma-Siedlungen ein wichtiger Schritt ist, um auf das tragische Schicksal unserer Volksgruppe während des Holocaust aufmerksam zu machen", so Horvath. Durch Gedenkstätten bekämen die ermordeten Roma, die keine Grabstätte haben, zumindest einen Ort des Gedenkens.
In Zusammenarbeit mit dem Verein "Roma Service" initiiert die Roma-Pastoral deshalb die Errichtung von Gedenktafeln für Roma-Opfer des Holocaust. Ausgangspunkt bildete ein Schreiben von Altbischof Paul Iby und Superintendent Manfred Koch schon im Jahr 2006 an alle burgenländischen Gemeinden mit einem Appell zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und der Errichtung von Gedenkstätten.
Teil der Gedächtnisarbeit ist auch die jährliche Organisation des Gedenkens an die Roma-Attentatsopfer vom 4. Februar 1995 in Oberwart. Damals wurden vier Bewohner der örtlichen Roma-Siedlung durch eine Sprengfalle getötet. "Das ist ein für mich emotional sehr schwieriger Aufgabenbereich. Ich bin in der Roma-Siedlung in Oberwart aufgewachsen und zwei meiner Cousins sind bei dem Bombenattentat ums Leben gekommen", so Horvath.
Horvath ist als Leiterin der Roma-Pastoral im seelsorglichen Dienst, sie hilft bei Bewerbungsschreiben oder begleitet bei Amtswegen und ist für Familien oft erste Ansprechperson bei Problemen verschiedenster Art. An Schulen organisiert und hält sie Workshops über die Geschichte der Roma, im Bundeskanzleramt ist sie innerhalb der Roma-Dialogplattform in der Arbeitsgruppe zur Gedenk- und Erinnerungsarbeit engagiert. Sie hält zudem Vorträge zur Gedenk- und Erinnerungskultur.
Zu den Aufgaben der Roma-Pastoral gehört auch die Organisation der alljährlichen internationalen Wallfahrt nach Mariazell mit Roma und Sinti aus Österreich, Deutschland, Ungarn und vielen anderen europäischen Ländern, immer am zweiten Sonntag im August.
Quelle: kathpress