Film "Agnus Dei" lenkt Blick auf Frauennot heute
Der Film "Agnus Dei" über Ordensfrauen, die von Soldaten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs vergewaltigt wurden, zeigt eine grausame Geschichte aus der Vergangenheit und lenkt den Blick zugleich auf die Not heutiger Frauen: Wie Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Frauenorden Österreichs, nach einer Vorführung des Films am Montagabend hinwies, werde Vergewaltigung bis heute als Kriegsmittel eingesetzt. "Deshalb gilt es ungeschminkt hinzuschauen, was Frauen auch heute noch weltweit angetan wird." Mayrhofer brachte den Einsatz österreichischer Ordensfrauen für Zwangsprostituierte und von Gewalt betroffene Frauen in das Podiumsgespräch im Wiener "Filmcasino" ein: "Es sind unsere Schwestern, die von Gewalt und Missbrauch getroffen sind."
Die Frauenorden-Präsidentin nahm eine Einladung des Religionsjournalisten und Filmexperten Otto Friedrich ("Die Furche") an, über einen jüngst in Österreich angelaufenen Film zu sprechen, der auf der Basis wahrer Begebenheiten aus dem frühen Nachkriegspolen harte Kost bietet: Die französische Regisseurin Anne Fontaine verdichtete in "Agnus Dei" (Fr./Pl. 2016) Ereignisse rund um systematische Vergewaltigungen von Ordensfrauen durch Soldaten zu einem erschütternden Spielfilm, der laut einer Ankündigung zeigt, "dass die Fragen von (Un-)Schuld und Verstrickung an Klostertüren keineswegs haltmachen." Denn: "Eine hermetische Welt mit rigorosen Moralvorstellungen und einem unmenschlichen Verständnis von Gehorsam quält die jungen Schwestern und Mütter - denn was nicht sein darf, kann nicht sein."
"Agnus Dei" ein "therapeutischer Film"
"Der Film zeigt eine Realität, die erst jetzt historisch aufgearbeitet wird. Er ist furchtbar und gut zugleich, weil er die Wirklichkeit erzählt", kommentierte Sr. Mayrhofer das eben Gesehene. "Agnus Dei" könne ein "therapeutischer Film" sein, "auch wenn er spät - vielleicht auch zu spät - kommt". Die Ordensverantwortlichen im Film wollten das Richtige machen und landeten doch "in verheerenden Verstrickungen", sagte die Angehörige der Schulschwestern. Die Gelübde wurden in vorkonziliarer Zeit noch ganz anders verstanden, wies sie hin: "Der Gehorsam war ein blinder Gehorsam, und Keuschheit war als tiefe Leibfeindlichkeit verstanden und gefordert."
Heute werde Gehorsam als "ehrliche und gemeinsame Frage danach verstanden, was Gott von uns will". Das persönliche Gewissen bleibe dabei letzte Instanz, erklärte Mayrhofer. Und Keuschheit werde heute als "gottgeweihte Ehelosigkeit" gesehen, die geistliche Früchte hervorbringen solle. "Aber es ist immer eine Frage und fast täglich eine neue Herausforderung: Was heißt es, in der heutigen Zeit als Ordenschrist oder Ordenschristin zu leben? Da bleiben wir am Suchen", bekannte die Ordensvertreterin.
Konkret werde gesellschaftlich wirksames Christsein etwa im von Ordensfrauen getragenen Verein "SOLWODI" ("Solidarity with women in distress"; Solidarität mit Frauen in Not), der sich heutigen Opfern von Zwangsprostitution und Frauenhandel annimmt. Mayrhofer: "Es braucht eine Solidarität von Frauen weltweit, weil Vergewaltigung auch heute eine oft übersehene Realität ist."
Quelle: kathpress