"Aktion Leben" fordert Sachlichkeit statt Ideologie
"Es ist mittlerweile unerträglich, dass Abtreibung in Österreich nicht sachlich behandelt werden kann": Mit diesen deutlichen Worten hat sich "Aktion Leben"-Generalsekretärin Martina Kronthaler am Dienstag in einer Aussendung zu Wort gemeldet. "Wir erwarten von einer neuen Regierung auch in dieser Frage einen neuen Stil, der dem sensiblen Thema und den Betroffenen gerecht wird", so Kronthaler im Hinblick auf den anstehenden Wahlkampf bzw. die wahlwerbenden Parteien. Manche Parteien blockierten seit Jahrzehnten "aus rein ideologischen Gründen" eine vernünftige Auseinandersetzung zum Thema, so Kronthaler.
Die "Aktion Leben"-Generalsekretärin verwies auf die Bürgerinitiative "Fakten helfen!" , mit der eine anonyme Statistik über Schwangerschaftsabbrüche sowie die wissenschaftliche Erforschung der Gründe für Abbrüche eingefordert wird. Mit fast 54.000 Unterschriften sei dies die erfolgreichste Bürgerinitiative seit 2011 gewesen. Dass sie trotzdem "reflexartig" von einigen Parteien abgelehnt wird, sei ein "Armutszeugnis". Dies zeuge von der fehlenden Bereitschaft, Bürgeranliegen fair zu behandeln. Kronthaler: "Die Menschen wünschen eine lösungsorientierte Politik, die sich schwierigen Themen konstruktiv und nicht mit uralter Scheuklappen-Mentalität widmet."
Kronthaler sprach von einer "künstlichen Ideologisierung", die enorm schade. Frauen im Schwangerschaftskonflikt würden zum Beispiel staatlich anerkannte Beratungsangebote vorenthalten, "weil die Stadt Wien aus ideologischen Gründen nicht darauf verlinkt und sie in den entsprechenden Publikationen nicht erwähnt". Unterstützungsangebote für ein Leben mit Kind würden als "Manipulationsversuche" dargestellt.
In Deutschland hingegen gebe es einen Hilfsfonds für Mütter in Not genau für diesen Zweck, dotiert mit knapp 100 Millionen Euro. Die einzige Hilfe, "die Frauen in Österreich erhalten und für die sich manche sehr stark einsetzen, ist die Bezahlung eines Abbruchs mit öffentlichen Mitteln", kritisierte die "Aktion Leben"-Generalsekretärin: "Wo bleibt hier die Ausgewogenheit?"
Als Hauptproblem bezeichnete Kronthaler, dass der Wert von Schwangerenberatung als wertvolle Begleitung bei der Entscheidungsfindung im Schwangerschaftskonflikt nicht verstanden werde. "Professionelle Beratung stabilisiert und stärkt die Frau bzw. das Paar in einer absolut krisenhaften Situation. Sie bietet verlässliche Informationen, ist wertschätzend und ergebnisoffen." Eine Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch sollte nicht aus Angst, in Panik oder aufgrund mangelnder Informationen oder Unterstützung getroffen werden müssen. Professionelle Beratung könne "Raum zum Durchatmen" schaffen. - Rund 900 Frauen suchten im vergangenen Jahr die Beratungsstelle der "Aktion Leben" auf.
Kritik am ORF
Dass es keine verlässlichen Daten über Abbrüche in Österreich gibt, müsste jeder Journalistin und jedem Journalisten gegen den Strich gehen, zeigte sich Kronthaler weiter verärgert, denn "Recherchen beginnen in der Regel mit der Zusammenstellung von Fakten". Wenig Verständnis zeigte die "Aktion Leben"-Generalsekretärin auch für interne ORF-Richtlinien (Social-Media-Guidelines) für ORF-Journalisten, wonach sich diese auf Social Media nicht zum Thema "Abtreibung" äußern sollten.
Quelle: kathpress