Fronleichnamsakademie: Alternative Wirtschaft im Fokus
Die Fronleichnamsakademie der Katholischen Aktion Steiermark hat am Mittwoch nach alternativen Wirtschaftsmodellen gefragt. An die 200 Besucher drängten in das Foyer im Kunsthaus Graz, denn mit Christian Felber, Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie, und Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Österreich, waren zwei hochkarätige Vortragende nach Graz gekommen.
Christian Felber will nach eigenen Worten nichts neu erfunden haben, sondern er erlaube sich bloß, das Gemeinwohl und die Solidarität in das Zentrum der Wirtschaft zu stellen. Gemeinwohl-Ökonomie sei nicht nur ein Wirtschaftsmodell, es sei auch eine Bewegung zum Mitmachen, ein demokratischer Prozess. Dieser sei notwendig, da, wie etwa in Deutschland, nur 5 Prozent der Menschen noch daran glaubten, dass sie mit ihrem Wahlverhalten Einfluss auf die Politik nehmen könnten.
Felber verwendete die von Aristoteles getroffene Unterscheidung zwischen "Ökonomie" und "Chrematistik". Bei der Ökonomie sei Geld ein Mittel zum Zweck, bei der Chrematistik sei die Vermehrung von Geld, also das Geld selbst der Zweck. Dies sei bereits von Aristoteles als widernatürlich eingestuft worden.
Auch politische Verfassungen orientierten sich an der Ökonomie und nicht an der alleinigen Vermehrung von Geld. Diese Form der Wirtschaft bestehe aber nichtsdestotrotz: "Sie ist pervers, was verkehrt im eigentlichen Wortsinn meint." Zur Veranschaulichung machte Felber einen Kopfstand: "Das funktioniert, keine Frage, aber nicht auf Dauer."
In vielerlei Hinsicht stehe das herrschende Wirtschaftsmodell auf dem Kopf und folge dem Prinzip der Chrematistik, was als erfolgreich gelte bzw. als Erfolg gemessen werde. Auch Universitäten beteiligten sich, indem sie etwa immer spezieller ausbildeten anstatt, wie es im Wort stecke, allumfassend zu bilden.
Felber schlägt daher - wie es in der "Gemeinwohl-Matrix" aufgezählt wird - vor, sich an der Menschenwürde, an Solidarität/Gerechtigkeit, der ökologischen Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung zu orientieren. Dies könnten Regierungen durch ein Anreizsystem fördern. Demnach müssten nach ethischen Kriterien hergestellte Produkte billiger sein als vergleichbare Produkte, die sich nicht am Gemeinwohl orientierten. Marktgesetze seien keine Naturgesetze, und schon jetzt schlössen sich viele Gemeinden, Städte und Regionen der Gemeinwohl-Bewegung an.
Sabine Herlitschka sieht vieles von dem, was Christian Felber einfordert, im eigenen Unternehmen umgesetzt. Infineon versuche auf die großen Fragen der Gesellschaft zu antworten. Noch immer seien 80 Prozent der Energieträger fossil, und die Weltbevölkerung wachse rasant, was eine Effizienzerhöhung dringend notwendig mache. Infineon Österreich bilanziere mit 1,8 Milliarden Euro und habe 3.600 Mitarbeiter in Österreich, viele davon auch in Graz.
Herlitschka hob nicht nur die zukunftsweisende Orientierung des eigenen Unternehmens an nachhaltigen Prinzipien, trotz scharfen Wettbewerbs, hervor, sondern auch, dass die Produkte dabei helfen, CO2, Wasser und Energie zu sparen. Ihre Schlussfolgerung: "Wir brauchen kein grenzenloses Wachstum, sondern intelligentes Wachstum."
In der Diskussion wurden Fragen der Verantwortung des einzelnen Konsumenten wie auch der Politik besprochen. Die spannende Veranstaltung der Katholischen Aktion wurde leider von einer Bombendrohung überschattet. Die Besucher wurden am Ende aufgefordert, das Kunsthaus in Richtung Hauptplatz geordnet zu verlassen.
Quelle: Kathpress