Demütigung der arabischen Welt schürt Terrorismus
Europa sollte der vor allem von den USA ausgehenden "Demütigung der arabischen Welt" eine weitsichtige Weltpolitik entgegensetzen, die Gräben nicht aufreißt, sondern überbrückt. Dazu hat der Wiener Theologe und Religionssoziologe Paul Zulehner in einem Blogeintrag auf https://zulehner.wordpress.com aufgerufen. Diese Demütigung habe mit George W. Bushs Angriff auf den Irak begonnen und werde nun von Donald Trumps versuchtem "General-Bann ganzer arabischer Nationen" fortgeführt. Osama bin Laden sei durch solches Agieren zum Terroristen gemacht worden, berief sich Zulehner auf den französischen Politologen Dominique Moisi. "Und wer, wie der US-amerikanische Präsident, im Namen der Sicherheit weiter demütigt, verschärft lediglich die Sicherheitslage Amerikas und der Welt."
Der emeritierte Pastoraltheologe reagierte mit seinem jüngsten Beitrag auf einen zuletzt in der christlichen Wochenzeitung "Die Furche" veröffentlichten Artikel "Die Nerven liegen blank" von Chefredakteur Rudolf Mitlöhner, der darin allzu "vereinfachend" die "islamische Welt" für den dämonischen Terror in der Welt verantwortlich gemacht und durch dieses Pauschalurteil ebenfalls subtil demütigend gewirkt habe. Mitlöhner habe zwar damit Recht, dass Religionsführer im Islam sich zu wenig vom Terror distanzieren, "und wenn sie dies tun, nicht einmal 'Die Furche' davon berichtet".
Zulehner verglich die derzeitige Situation, in der "der Islam Krieg gegen den Islam führt" mit der gerade im Reformationsgedenkjahr erinnerten Geschichte des Christentums mit gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten. Und : Auch heute gebe es - wie im Islam - "Gewalttäter in fundamentalistischen Kreisen des Christentums, die sich in ihrem kriminellen Reden und Tun auf Gott berufen".
Papstimpuls für die Politik Europas
Zugleich gebe es auch unbestreitbar das gewaltfreie Christentum der Bergpredigt und des heiligen Franziskus, wie es auch den gewaltlosen Islam etwa im Sufismus, aber auch bei vielen gläubigen Muslimas und Muslimen gibt, wies der Theologe hin. Er erinnerte daran, dass auch Papst Franziskus in "Laudato si" eine Brücke zum Islam geschlagen habe, indem er Barmherzigkeit als eine auch dort zentrale Eigenschaft Gottes würdigte. Auch Muslime glaubten, "dass niemand der göttlichen Barmherzigkeit Grenzen setzen kann, denn ihre Tore stehen immer offen", so der Papst in seiner Enzyklika.
Dementsprechend stünde dem christlich geprägten Europa eine Politik gut an, die auch die hintergründigen Ursachen des Terrors im Namen Allahs erkennt und "nach und nach mindert", so Zulehner. Er forderte Schwerpunktsetzungen auf Waffenstillstand in Kriegsregionen, Stopp von Waffenlieferungen, humanitäre Korridore für Schutzsuchende und einem Marshallplan für Syrien und Afrika. "Jene syrische Frau, die mir sagte, sie habe so sehr Sehnsucht nach ihren Aprikosenbäumen in Aleppo, könnte eine Chance bekommen", schrieb Zulehner. "Ein solcher Marshallplan wäre eine echte Alternative zur Politik der Demütigung. Das wäre unsere Europäische Art zu leben und weitsichtige Weltpolitik zu machen."
Quelle: kathpress